Katholiken: Regierungschef Brown muss unsere Diskriminierung beenden

Keine "Papisten" auf dem Thron

Mit deutlichen Worten fordert Schottlands katholische Kirche den britischen Premierminister Gordon Brown auf, ihre "skandalöse rechtliche Diskriminierung" zu beenden. Man erwarte von der Regierung Brown einen verbindlichen Zeitplan für eine Abschaffung des antikatholischen Gesetzes von 1701, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Brief von Bischof Joseph Devine von Motherwell an Brown.

 (DR)

Die Aufhebung des Gesetzes müsse bis zu den nächsten Parlamentswahlen abgeschlossen sein, die spätestens Ende 2010 anstehen. Ein Kompromiss in der Frage sei nicht möglich.

Der Bischof erinnerte daran, dass sich die Spitzen aller Parteien in Schottland mit Ausnahme von Labour für eine Kampagne gegen das Gesetz ausgesprochen hätten. Der sogenannte Act of Settlement von 1701 schließt Katholiken sowie jede Person von der britischen Thronfolge aus, die "einen Papisten heiratet".

Die Zeit, in der die mehr als vier Millionen Katholiken Großbritanniens marginalisiert würden, müsse endlich vorbei sein, betont der Bischof. Devine bezieht sich in seinem Brief auf Aussagen von Politikern, nach denen Brown erst "um fünf vor zwölf" von seiner erklärten Absicht zu einer Gesetzesrevision abgerückt sei. Grund sei hoffentlich der Einfluss "virulenter Anti-Katholiken" und nicht ein Überdenken von Browns eigenen Überzeugungen, so der Bischof von Motherwell.

Gegen Verzahnung von Staat und Kirche
Seit sich im 16. Jahrhundert König Heinrich VIII. von Rom lossagte und die anglikanische Kirche von England als Staatskirche gründete, ist diese eng mit der Krone und der britischen Regierung verbunden. Der Schotte Brown, der im Juni die Amtsgeschäfte von Tony Blair übernahm, ist erklärter Gegner einer engen Verzahnung von Staat und Kirche. Er kündigte zum Amtsantritt eine umfassende Verfassungsreform an, die die britische Demokratie fit für das 21. Jahrhundert machen solle.

Bischof Devine schreibt an den Regierungschef, er habe "das deprimierende Gefühl", dass es einen "rechtschaffenen Aufschrei" geben würde, wenn eine andere Gruppe so offenkundig per Gesetz diskriminiert würde. In jedem Fall sei es "ein Affront gegen eine zivilisierte Gesellschaft", falls eine Regierung eine solch diskriminierende Gesetzgebung aufrecht erhalte.