Roth stellt Zusammenhang zwischen Bischof Mixa und Diktator Pol Pot her

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Grünen-Chefin Claudia Roth hat bei ihrer Kritik am Augsburger Bischof Walter Mixa nachgelegt. Bei "N24" stellte sie am Mittwochabend einen Zusammenhang zwischen der Wortwahl des Bischofs zum Thema Kleinkinderbetreuung und dem kambodschanischen Diktator Pol Pot her. Wenn Mixa von "Umerziehungslagern" rede, falle ihr Pol Pot ein, so Roth. Einen Vergleich zwischen Mixa und dem Diktator wollte sie damit aber nicht ziehen, wie sie auf Nachfrage ergänzte. CSU und Kirche übten Kritik an der Politikerin.

 (DR)

Mitte Oktober hatte Roth den Bischof beim Landesparteitag der Grünen in Bayern als "durchgeknallten, spalterischen Oberfundi"
bezeichnet. Vor einer Woche räumte die Grünen-Chefin Übertreibungen in der Wortwahl ein. "Wer mich kennt, der weiß:
Ich habe manchmal ein etwas loses Mundwerk."

Der Münchner Kardinal Friedrich Wetter bemängelte vor Kenntnis der jüngsten Äußerungen Roths den Stil der Auseinandersetzung zwischen den Grünen und Vertretern der Kirche. Besonders der Streit zwischen Roth und dem Bistum Augsburg habe kein Beispiel für das Miteinander von Kirche und Politik gegeben, sagte er in Freising bei München.

Bei "N24" sagte Roth, wenn Mixa Begriffe wie "Umerziehungslager"
für Kinderbetreuungseinrichtungen und "Gebärmaschinen" für Frauen benutze, müsse er wissen, "dass es verletzend ankommt oder dass es zu einer Kontroverse kommt". Die Partei-Chefin fordert den Bischof auf, "in der Realität eines Landes anzukommen, wo Frauen das Recht haben zu sagen, sie möchten Kind und Karriere miteinander verbinden". Der Bischof solle erkennen, dass Frauen nicht die Hälfte der Plätze im Himmel, sondern im Hier und Jetzt wollten.

Mixa hatte von "staatlichen Umerziehungsprogrammen" gesprochen.
Den Begriff "Umerziehungslager" hat er dagegen nicht benutzt. Pol Pot starb 1998. Während der Herrschaft der Roten Khmer zwischen
1975 bis 1979 kamen durch Mord und Hunger bis zu zwei Millionen Menschen ums Leben.

Die CSU kritisierte die Grünen. Es sei "unerträglich und Gift für jede politische Kultur, wenn kirchliche Würdenträger mit den schlimmsten Massenmördern der Weltgeschichte gleichgestellt werden", sagte der Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag, Georg Schmid, in München. Die Partei müsse erklären, ob sie die Toleranz nur im Munde führe oder sie auch lebe.

Roth betonte daraufhin in einer Erklärung, keinen Vergleich Mixas mit Pol Pot angestellt zu haben. Zugleich bekräftigte sie ihren Verweis auf Unrechtsstaaten mit Umerziehungslagern. "Wenn Kinderkrippen als Umerziehungseinrichtungen bezeichnet werden und gesagt wird, dass der Einsatz für mehr und bessere Kinderkrippen Frauen zu Gebärmaschinen reduziere, dann assoziiert das eine Realität in Unrechtsstaaten, in denen Frauen tatsächlich als Gebärmaschinen behandelt wurden und wo es wirklich Umerziehungslager gab", meinte sie.