Deutsche Sparer können jetzt Kreditgeber in dritter Welt werden

Mehr Hilfe zur Selbsthilfe

Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) hat die vom Bundestag am Donnerstag beschlossene Änderung des Investmentgesetzes gelobt. Damit können deutsche Sparer künftig direkt Armut in Entwicklungsländern bekämpfen, indem sie Mikrokredite gewähren. "Es ist gut, dass sich nun auch Einzelpersonen aktiv an der Entwicklungszusammenarbeit auf dieser Art und Weise beteiligen können", sagte Wieczorek-Zeul der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

 (DR)

Die Gesetzesänderung sei sowohl ethisch als auch sozial verantwortungs- und wertvoll. Seit langem seien Mikrokredite ein bewährtes Instrument der Hilfe zur Selbsthilfe, betonte die Ministerin. Die Nachfrage steige immer mehr.

Unterstützung durch Privatpersonen notwendig
Von 2000 bis 2006 hat das Bundesentwicklungsministerium Mittel in Höhe von 750 Millionen Euro für die Finanzierung von Mikrofinanzbanken bereitgestellt. Bisher mussten in Deutschland für eine Investition in einen Mikrofinanzfonds mindestens eine Million Euro aufgebracht werden. Damit konnten nur sehr wohlhabende Privatpersonen oder Geldinstitute, Versicherungen, Kirchen und Stiftungen investieren. "Das reicht in den nächsten Jahren nicht mehr aus", so Thomas Homm von der Bank im Bistum Essen im domradio-Interview. Das neue Gesetz beseitigt diese Schwelle, so dass Privatleuten die Geldanlage in solchen Investments möglich wird. "Der private Sektor muss einbezogen werden und hier auch Unterstützungsarbeit leisten", sagt Homm.

"Armutsspirale durchbrechen"
Der Mikrokredit spiele in den Entwicklungsländern eine große Rolle. Bis zu 80 Prozent dieser Kredite käme den dortigen Kleinunternehmern zugute. "Damit sind sie die Triebfeder dafür, dass diese Länder künftig Potenzial sehen können, sich wirtschaftlich und sozial zu verbessern", erklärt Homm.
Neben der finanziellen Rendite würde durch den Mikrokredit auch eine "soziale Rendite" erreicht. Thomas Homm gibt hierfür ein Beispiel aus der Praxis: "Eine Korbflechterin aus einem Entwicklungsland braucht Material, um ihre Ware herzustellen. Wenn sie dafür einen solchen Kredit erhält, kann sie damit sowohl ihre Familie als auch ihre Dorfgemeinschaft unterstützen und kann so dazu beitragen, dass ein Ausbruch aus der Armutsspirale stattfinden kann".