Schwedischer Bildungsforscher wirbt für Schulreform in NRW

"Sitzenbleiben ist deutsche Idiotie"

Der schwedische Bildungsforscher Mats Ekholm wirbt für die Einführung einer Gemeinschaftsschule in Nordrhein-Westfalen. "Für eine individuelle Förderung müssen alle Schüler unter einem Dach lernen", sagte Ekholm am Dienstag in Düsseldorf. In Schweden habe sich die Politik bereits vor Jahrzehnten darauf verständigt, alle Schüler vom siebten bis zum 16. Lebensjahr in einer gemeinsamen Schulform auszubilden. "Mehrgliedrige Schulsysteme funktionieren nicht", sagte der Wissenschaftler von der Universität Karlstad.

 (DR)

Der Bildungsprofessor sprach auf Einladung der Grünen-Landtagsfraktion über moderne Schulstrukturen und kritisierte das mehrgliedrige Schulsystem aus Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien. "Es ist Unsinn, Schüler nach theoretischen und praktischen Begabungen zu unterteilen", sagte er. Schüler hätten jeweils vielfältige Talente, die in einer gemeinsamen Schule entwickelt werden sollten.

Zu viele Sitzenbleiber
Ekholm bemängelte auch die hohe Sitzenbleiber-Quote an deutschen Schulen. "Sitzenbleiben ist eine deutsche Idiotie", sagte der Bildungsforscher. Schulen als "Orte des Lernens" sollten nicht bestimmte Schüler aussortieren, sondern sie auch in schwierigen Situationen fördern. In Schweden schafften so 65 Prozent die Zugangsberechtigung zum Hochschulstudium. Knapp die Hälfte aller Schulabgänger nähmen tatsächlich auch ein Studium auf.

Grünen-Fraktionschefin Sylvia Löhrmann bewertete Ekholms Vortrag als Anregung für Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU). Die Landesregierung müsse "endlich die schulpolitischen Schützengräben" verlassen, forderte sie. Als ersten Schritt sollte Schwarz-Gelb den Antrag der Gemeinden Horstmar und Schöppingen zur Bildung einer Gemeinschaftsschule im Münsterland genehmigen.