Peters ruft Gewerkschafter zu mehr Selbstbewusstsein auf

Gewerkschaften brauchen aktive Mitglieder

Der scheidende IG-Metall-Vorsitzende Jürgen Peters hat die Mitglieder seiner Gewerkschaft zu mehr Selbstbewusstsein bei ihrer Arbeit in den Betrieben aufgefordert. In seiner letzten Rede als Erster Vorsitzender der Arbeitnehmervertretung sagte er am Dienstag auf dem Gewerkschaftstag der IG Metall in Leipzig, die gewerkschaftliche Kraft komme von den Wurzeln. "Wir müssen unsere Durchsetzungsfähigkeit in den Betrieben stärken", betonte er.

 (DR)

"Wir brauchen mehr aktive Mitglieder", forderte Peters. Wegen des Beschäftigungsabbaus im gewerblichen Bereich müsse die Gewerkschaft künftig mit einem Mitgliederschwund rechnen, der durch "deutliche Mitgliederzuwächse im Angestelltenbereich" kompensiert werden müsse. "Wenn sich mehr Menschen in der IG Metall zusammenschließen, dann verbessert das unsere Handlungsfähigkeit", sagte Peters, dessen Rede von den Delegierten mit stehenden Ovationen bedacht wurde.

Vehement verteidigte er den Flächentarifvertrag als "Erfolgsmodell". Er verhindere Lohndumping. In der betrieblichen Praxis werde allerdings die Durchsetzung dieses Vertrages immer schwieriger. Deshalb müssten die Menschen in die Verteidigung dieser Vereinbarung einbezogen werden. Erneuert erteilte Peters der Rente mit 67 eine Absage. Dies sei "sozialpolitischer Unfug".

Nachfolger ist Bertold Huber
Nachfolger von Jürgen Peters wird der bisherige zweite Vorsitzende der IG Metall, Bertold Huber. Er gilt als Reformer, der eigentlich gar nicht unbedingt an die Macht wollte. Doch nun steht Berthold Huber an der Spitze der größten deutschen Einzelgewerkschaft. 92,6 Prozent der Delegierten des Gewerkschaftstages der IG Metall stimmten am Dienstag für den 57-Jährigen. Huber beerbt damit Jürgen Peters, der nun etwas kürzer treten will.

Was in Leipzig so reibungslos über die Bühne ging, hatte noch vor vier Jahren bei den internen Grabenkämpfen für heftige Diskussionen gesorgt. Damals wurde der Stuttgarter Bezirksleiter in die Frankfurter Zentrale seiner Gewerkschaft berufen und stieg zum Zweiten Vorsitzenden der IG Metall auf. Dies war das Ergebnis eines Kompromisses zwischen zwei kontroversen Lagern innerhalb der Gewerkschaft: Peters blieb demnach weitere vier Jahre im Amt und musste zusagen, Huber nun an die Macht zu lassen.

Innovative Tarifverträge
Der 1950 in Ulm geborene Huber ist jemand, der konsequent für Innovationen eintritt und dafür auch schon mal Schelte aus den eigenen Reihen kassiert. So setzte er sich unter anderem für mehrstufige Tarifverträge ein und stieß damit auf heftigen Gegenwind. Bereits in seiner Zeit als Stuttgarter Bezirksleiter machte sich Huber durch die von ihm maßgeblich ausgehandelten, innovativen und flexiblen Tarifverträge bundesweit einen Namen. Seit 1971 gehört der Schwabe der IG Metall an.

Nach seiner Ausbildung zum Werkzeugmacher studierte Huber an der Universität Frankfurt (Main) Geschichte und Philosophie. Im Jahr 1990 begann seine steile Karriere als hauptamtlicher Gewerkschaftsfunktionär zunächst bei der IG Metall in Ostdeutschland. Acht Jahre später wurde Huber zum Bezirksleiter in Baden-Württemberg und vor vier Jahren schließlich zum Zweiten Vorsitzenden der Gewerkschaft berufen. Als neuer Chef an der Spitze der mächtigsten Gewerkschaft will sich SPD-Mitglied Huber stark dafür engagieren, wieder mehr neue Mitglieder zu gewinnen.