Erste Entwürfe für Freiheits- und Einheitsdenkmal ausgezeichnet

Auch mal ein positives Denkmal?

Kurz vor dem Votum des Bundestages für ein geplantes
Freiheits- und Einheitsdenkmal in Berlin hat die Stiftung Aufarbeitung erste Gestaltungsentwürfe ausgezeichnet. Zusammen mit Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) warb Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) bei der Preisverleihung am Montagabend in der Berliner Nikolaikirche für das Projekt.

 (DR)

Dabei verwies er auf zahlreiche, bereits bestehende "auffällige Stätten der Erinnerung" an die Verbrechen zweier deutscher Diktaturen und fügte hinzu: "Es gibt keinen vernünftigen Grund, nicht auch in ähnlich demonstrativer Weise der Freiheits- und Einheitsgeschichte der Deutschen zu gedenken." Für Freitag, dem 18. Jahrestag des Mauerfalls, liegt dem Bundestag ein Entschließungsantrag der Koalitionsfraktionen CDU und SPD vor, in dem ein solches Denkmal grundsätzlich befürwortet wird.

Im Rahmen ihres jährlichen künstlerischen Wettbewerbs hatte die Stiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur im Frühjahr Studierende eingeladen, Entwürfe für ein Freiheit- und Einheitsdenkmal im Gebiet zwischen Brandenburger Tor und Alexanderplatz einzureichen. Den ersten Preis erhielt Bernadette Boebel von der Karlsruhe Hochschule für Gestaltung. Ihr Entwurf sieht zwei metallene Halbkreise vor, die je nach Blickrichtung als ein Kreis erscheinen. Für den Wettbewerb mit einem Preisgeld von insgesamt 6.000 Euro wurden nach Angaben der Stiftung 55 Entwürfe eingereicht.

Nach dem Willen der Koalitionsfraktionen im Bundestag soll das Denkmal bis zum 20. Jahrestag des Mauerfalls 2009 errichtet werden. Der genaue Ort dafür soll gemeinsam mit dem Berliner Senat festgelegt werden. Kulturausschussvorsitzender Hans-Joachim Otto (FDP) signalisierte gegenüber dem epd ebenfalls Unterstützung.

Widerspruch gegen die geplante Bundestagsentscheidung kam hingegen von den übrigen Oppositionsparteien. "Gerade wenn es um die Würdigung der ostdeutschen Demokratie- und Freiheitsbewegung geht, muss die Öffentlichkeit befragt und breit einbezogen werden", erklärte Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Grüne).

Die kulturpolitische Sprecherin der Linkspartei, Luc Jochimsen, sagte, sie sei "strikt gegen dieses Denkmal in Berlin". Sie sprach sich stattdessen für Leipzig als Standort aus.
Bereits 1998 gab es eine Initiative für ein "Nationales Freiheits- und Einheitsdenkmal", ein entsprechender Gruppenantrag im Bundestag fand im Jahr 2000 allerdings keine Mehrheit. Vor einem Jahr startete die "Deutsche Gesellschaft" zusammen mit den ursprünglichen Initiatoren und dem langjährigen SPD-Politiker Richard Schröder erneut einen Versuch, das Projekt zu verwirklichen. Als Standort ist vor allem der derzeit verwaiste Sockel für das ehemalige Kaiserdenkmal auf dem Berliner Schlossplatz im Gespräch.