EKD-Synode: Bischöfin Käßmann im domradio

"Aufbruch, kein Jammertal"

Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD) hat am Montag in Dresden über den Fortgang des kirchlichen Reformprozesses beraten. Im domradio-Interview beschreibt die Landesbischöfin Margot Käßmann die Eckpunkte und die Bemühungen ihrer Kirche, dabei nicht zu katholisch zu wirken. Katrin Göring-Eckardt aus der Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen fordert, dass ein "gemeinsam evangelisch sein" vor jeder Handlung stehen und die Reformen mehr Selbstbewusstsein ausstrahlen müssten. Die Synode hat am Dienstag in Dresden ihre Beratungen zum Haushalt 2008 aufgenommen. Der Etatentwurf sieht ein Volumen von rund 171 Millionen Euro vor, 5 Millionen weniger als im laufenden Jahr.

 (DR)

"Neue sinnliche Wahrnehmung des Glaubens"
Der Vorwurf, bei der Evangelischen Kirche stünde ausschließlich das Wort im Vordergrund, sieht Käßmann überwunden: "Natürlich sind Martin Luther und die Bibel der Dreh- und Angelpunkt unserer Kirche." Andererseits habe man auch eine neue sinnliche Wahrnehmung des Glaubens entdeckt. Als Beispiele führt sie "neue Formen des Pilgerns, Meditierens und der Kirchenmusik" an. "Manche sagen natürlich: Das ist ein bisschen Römisch-katholisch. Aber ich denke, das ist auch alles gut Evangelisch, solange die Bibel im Mittelpunkt bleibt."

Neue Gläubige erreichen wollen Margot Käßmann und die Evangelische Kirche vor allem, indem sie Kinder und Jugendliche erreichen. "Das Hineinwachsen in den Glauben ist enorm wichtig. Wir wollen deshalb einen besonderen Akzent auf die Kindertagesstätten und die Schulen legen."

Synode in Dresden
Bei der Synode brachte am Montag der Theologe Peter Bukowski den Entwurf einer "Kundgebung" ein, der vom Kirchenparlament verabschiedet werden soll. Die evangelische Kirche sei "kein Verein zur musealen Pflege religiöser Traditionsgüter", sagte Bukowski vor den Synodalen.

Der von einem Vorbereitungsausschuss erarbeitete Text solle zur Klärung beitragen, wofür die evangelische Kirche stehe und was man von ihr in Zukunft unter veränderten Rahmenbedingungen erwarten könne, sagte Bukowski. Der Reformprozess war im vergangenen Jahr durch das vom Rat der EKD vorgelegte Impulspapier "Kirche der Freiheit" angestoßen worden. Hintergrund der Reformbestrebungen ist der erwartete Mitgliederschwund der evangelischen Kirche in den kommenden Jahren und die damit verbundene Schwächung der Finanzkraft.

Die evangelische Kirche stehe dafür, dass sie unter sich ändernden Bedingungen bei ihrem Thema, der Förderung der Begegnung mit Gott, bleibe, heißt es im Kundgebungsentwurf. Darin werden unter anderem ein Themenmanagement für gemeinsame Positionen und eine "Landkarte von Kompetenzzentren" empfohlen. Zudem wird ein Kriterienkatalog für die Zuordnung von Aufgaben zu bestimmten kirchlichen Ebenen gefordert.

Huber-Appell an Muslime am Sonntag
Die EKD-Synode war am Sonntag eröffnet worden. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber,  hatte dabei die Muslime in Deutschland aufgefordert, kritischen Fragen beim Dialog mit den Christen nicht auszuweichen. Zum Auftakt der EKD-Synode in Dresden gab es aber auch kritische Stimmen zur eigenen Linie des Islam-Dialogs.

Die Tagung des Kirchenparlaments in der sächsischen Landeshauptstadt endet am Mittwochabend. Die Synode ist das höchste Entscheidungsgremium der EKD, die rund 25,4 Millionen Protestanten in Deutschland repräsentiert.