Sondergesandter Gambari will Birma befrieden

Der UN-Feuerwehrmann

Er wird überall hingeschickt, wo es brennt. Der Sonderbeauftragte Ibrahim Gambari ist der Feuerwehrmann der Vereinten Nationen. Bis vor kurzem Krisenmanager im Irak, kümmert er sich derzeit für UN-Generalsekretär Ban Ki Moon um die Lage in Birma. Auf den Schultern des nigerianischen Diplomaten ruhen große Erwartungen.

 (DR)

Zweiter Besuch seit Beginn der Proteste
"Kann Gambari Birma retten?", fragte das US-Magazin "Time". Auf einer Reise durch Asien, mit Stopps unter anderem in Indien und China, hat der Schlichter für ein härteres Vorgehen gegen die Militär-Junta des südostasiatischen Landes geworben. Am Samstag will er erneut nach Birma reisen - sein zweiter Besuch seit Beginn der von Mönchen angeführten Proteste im August.

Dank seiner beharrlichen Kontaktpflege konnte sich Gambari bereits auf dem Höhepunkt der Krise, nach der brutalen Niederschlagung der Protestbewegung Ende September/Anfang Oktober mit beiden Konfliktparteien treffen: Militärherrscher Than Shwe und Aung San Suu Kyi, die als Oppositionsführerin seit Jahren unter Hausarrest steht.

Der Besuch galt in Diplomatenkreisen als Erfolg. Auch wenn die nächtlichen Razzien und willkürlichen Verschleppungen von Studenten und buddhistischen Mönchen während Gambaris Besuch und danach andauerten. "Die Tatsache, dass er sich kurz nach der Unterredung mit den Generälen auch mit der Opposition treffen konnte, bedeutet, dass sich etwas bewegt", sagte UN-Sprecherin Michele Montas.

Eines der prominentesten Gesichter Afrikas
Der 62-jährige Gambari ist eines der prominentesten Gesichter Afrikas auf der Bühne der Vereinten Nationen. Bevor er 1999 Unter-Generalsekretär für politische Angelegenheiten wurde, war er für Bans Vorgänger Kofi Annan UN-Sonderbeauftragter für Afrika. Ganz so geschmeidig wie der hoch gewachsene Ghanaer Annan wirkt Gambari im Licht der Kameras und Fotografen nicht. Während seiner eindringlichen Appelle vor dem Weltsicherheitsrat schiebt der schwerfällig wirkende Mann die Schultern leicht vor. Sein sanftes Englisch mit starkem nigerianischem Akzent ist nicht für alle gut zu verstehen. Doch die Worte, die er wählt, sind mehr als deutlich.

Nach seiner Unterredung mit den birmanischen Militärherrschern hielt sich Gambari - für sein Metier äußerst unüblich - mit harscher Kritik nicht zurück. "Diese Vorgänge müssen sofort aufhören", polterte er im Blitzlichtgewitter. Die Junta-Generäle schien das zunächst allerdings wenig zu beeindrucken.

Seinen bereits angekündigten zweiten Besuch durfte Gambari sogar auf Anfang November vorziehen. So sorgt der umgängliche Stratege dafür, dass die Kommunikation nicht vollkommen abreißt: "Er ist die beste Hoffnung, die wir haben. Er hat das Vertrauen von beiden Seiten", stellte Singapurs Außenminister George Yeo fest.

Zäher Diplomat
Gambari gilt als zäher Diplomat, der selten von seinen Prinzipien abrückt. Deswegen wurden ihm schon häufig heikle Missionen anvertraut. Während er in den 90er Jahren sein Heimatland bei den Vereinten Nationen vertrat, saß er im Sonderkomitee für Friedensmissionen und befasste sich intensiv mit dem Ende der Apartheid in Südafrika. Später war er als Sondergesandter für Angola im Einsatz. Für den Job des Brandbekämpfers in Krisengebieten prädestiniert den verheirateten Vater zweier Töchter seine akademische Karriere.

1944 in Ilorin (Westnigeria) geboren, studierte er in Lagos und an der renommierten School of Economics and Political Science in London und schrieb seine Doktorarbeit über Internationale Beziehungen an der New Yorker Elite-Uni Columbia. Von 1969 bis 1983 lehrte er als Gastprofessor in Nigeria und den USA, bevor er in die Politik wechselte  zunächst als Außenminister seines Landes, später im Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York.

In seinem Büro im obersten Stock trifft man Gambari allerdings selten. Stets sitzt er auf gepackten Koffern, um mit diplomatischem Fingerspitzengefühl und klaren Worten einzugreifen, wenn es in der Politik wieder irgendwo brennt.

Von Katja Guttmann (epd)