Scientology wird in Spanien "Religion" - Sekten-Pfarrer im domradio

Ein weiterer PR-Trick

Als "bahnbrechende Entscheidung" gab Scientology zu Allerheiligen bekannt, in Spanien von nun an offiziell als Religionsgemeinschaft anerkannt zu sein. Pfarrer Thomas Gandow, Beauftragter für Sekten- und Weltanschauungsfragen der evangelischen Kirche, bewertet die Meldung im domradio-Interview als "weiteren PR-Trick" Scientologys. Viel entscheidender sei ein bevorstehender Prozess in Belgien - ein Gerichtsverfahren, das der Organisation in ganz Europa entscheidend schaden könne, so Gandow.

 (DR)

"Scientology tarnt sich - die meisten Länder erkennen das"
Scientology versuche gerade, in Europa "fürchterlich Schaum" zu schlagen. Die Organisation tue dies, so Gandow, weil in Belgien gerade ein wichtiger Gerichtsprozess vorbereitet werde. "In Belgien soll Scientology als kriminelle Vereinigung gebannt werden." Im Gegensatz zu der Meldung aus Spanien hätte das tatsächlich Einfluss auf andere europäischen Länder. "Ich erwarte, dass dieser Prozess in Belgien, wo es um Nötigung und Erpressung geht, Licht auf die Aktivitäten von Scientology in ganz Europa wirft. Das ist wichtig - leider ist die Meldung in der deutschen Presse bislang völlig untergegangen."

Die Meldung aus Spanien bewertet der Sekten-Pfarrer als "PR-Trick". Dass eine Organisation in ein Vereinsregister eingetragen wird, bedeute lediglich, dass sie registriert worden sei. "Scientology hat sich offensichtlich als Religion in Spanien registrieren lassen." In Spanien sei das möglich - in Deutschland nicht

Überhaupt hätte die Entscheidung keinen Einfluss auf Deutschland oder andere europäischen Länder. "Scientology tarnt sich - die meisten Länder erkennen das." Scientology habe schon in einigen Ländern versucht, als Religion anerkannt zu werden und dann den Antrag wieder zurückziehen müssen.

Scharfe Kritik  in der Vergangenheit
Gandow hatte die Scientology-Organisation in der Vergangenheit mehrmals scharf kritisiert. Das bekennende Scientology-Mitglied Tom Cruise bezeichnete er im domradio als "Täter". Der Schauspieler sei einer der Anführer der "Sekte".  (mehr)

Weiter sagte er: "Zu den proklamierten Zielen von Scientology gehört auch die völlige Vernichtung ("total obliteration") aller Gegner, die als "Unterdrücker" ("supressive persons") und "antisoziale Personen" bezeichnet werden. Dazu rechnet Scientology 2,5 Prozent der Bevölkerung. Solche Zielsetzungen wären eigentlich Grund genug, sich auch in der Presse sorgfältig und gründlich mit den tatsächlichen Absichten der Organisation und ihrer Vertreter auseinanderzusetzen." (mehr)