Kirche soll sich mehr an politischen Debatten beteiligen

Arbeitsfreier Reformationstag für Berlin?

Der Berliner Bischof Wolfgang Huber hat die Einführung des evangelischen Reformationstages als gesetzlichen Feiertag in Berlin gefordert.

 (DR)

Nur so könnten Protestanten in der Hauptstadt ohne Kollision mit beruflichen Pflichten an Gottesdiensten teilnehmen, sagte Huber am Mittwochabend in einem Gottesdienst zum Reformationsfest in der Berliner Marienkirche. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble forderte die evangelische Kirche auf, sich stärker an politischen Debatten zu beteiligen.

Eine stärkere Würdigung des Reformationstages sei auch deshalb notwendig, "damit dieses Meisterwerk, das uns anvertraut ist, viele erreicht". Martin Luther, auf den der kirchliche Feiertag zurückgeht, habe mit seiner Kritik an der offiziellen Theologie vor rund 500 Jahren die Kirche zu ihrem Ursprung zurückführen wollen, fügte der Bischof hinzu, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland ist.

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble forderte die evangelische Kirche auf, sich stärker an politischen Debatten zu beteiligen. Er plädiere für "noch mehr konstruktive Auseinandersetzung" mit politischen Fragen, sagte er in einem Vortrag im Anschluss an den Gottesdienst.

Dabei müsse die Kirche jedoch berücksichtigen, dass es bei politischen Fragen nicht nur eine mögliche Entscheidung gebe. Wenn dagegen der Eindruck erweckt werde, aus christlicher Sicht gebe es in kontroversen Fragen nur eine einzige Antwort, verabschiede sich die Kirche von der Realität und begebe sich in den Bereich der Ideologie.

Schäuble rief zudem zum Dialog zwischen Islam und christlicher Welt auf. Notwendig dafür sei jedoch, dass im Islam auch die Universalität der Menschenrechte sowie die Trennung von Kirche und Staat anerkannt würden. "Eine solche Partnerschaft muss sich in der muslimischen Community in Deutschland erst noch entwickeln", fügte er hinzu.