CSU-Chef Erwin Huber zum Schlagabtausch von Grünen und Kirche

"Mehr Respekt vor kirchlichen Würdenträgern"

Der neue CSU-Parteivorsitzende Erwin Huber hat die Grünen ermahnt, kirchlichen Würdenträgern in der politischen Auseinandersetzung mehr Respekt entgegenzubringen. Gegenüber einer moralischen Instanz wie den Kirchen sollte man mit mehr Rücksicht und Verständnis argumentieren, sagte Huber am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Solch hässlichen Angriffe auf Kirchenleute stellten einen Verfall politischer Kultur dar. Auch wenn er selbst oft härter formuliere, gelte es zu beachten, dass man Kirchenvertreter anders behandle als den normalen politischen Gegner.

 (DR)

Zugleich begrüßt es Huber, dass sich die Kirchen in die aktuelle Tagespolitik mahnend einmischten. Es sei sogar ihr Auftrag. Die Kirchen könnten nicht nur abstrakt von sittlichen Werten reden, sondern es gehe auch um die ganz praktische Umsetzung, etwa in Fragen über den Wert des Lebens, der Schöpfung oder in Bezug auf Ehe und Familie. Die Gesellschaft, vor allem die Verantwortlichen in der Politik, sollten das Wort der Kirchen ernst nehmen und es bedenken, betonte der CSU-Chef.

Interview im Wortlaut
KNA: Herr Huber, grüne Politiker und Kirchenleute haben sich zuletzt so allerlei an den Kopf geworfen. Vom "Hassprediger" oder vom "durchgeknallten spalterischer Oberfundi" war die Rede. Was sagt das über die aktuelle Diskussionskultur in diesem Lande aus?

Huber: Das ist erschreckend. Vor allem ist es schlimm, wie intolerant und aggressiv Politiker der Grünen auf Bischöfe losgehen. Ich erwarte mehr Respekt vor kirchlichen Würdenträgern und vor ihrem pastoralen Auftrag.

KNA: Gilt das gegenüber dem normalen politischen Gegner nicht?

Huber: Wir Politiker sind ja in einem scharfen Wettbewerb. Da muss man akzeptieren, dass gelegentlich härter formuliert wird.
Gegenüber einer moralischen Instanz wie den Kirchen aber meine ich, sollte man mit mehr Rücksicht und Verständnis argumentieren.
Es ist ein Verfall politischer Kultur, wenn es zu solch hässlichen Angriffen auf kirchliche Würdenträger kommt. Deshalb fordere ich die Grünen zu mehr Toleranz und zu mehr Anerkennung gegenüber dem pastoralen und sozialen Auftrag der Kirchen auf.

KNA: Ist es denn ihrer Ansicht nach richtig, dass sich kirchliche Würdenträger in die Tagespolitik einmischen?

Huber: Das gehört für mich zum Auftrag der Kirchen, sich mahnend zu Wort zu melden. Sie können nicht abgehoben von sittlichen Werten reden, sondern es geht auch um die ganz praktische Umsetzung, etwa in Fragen über den Wert des Lebens, der Schöpfung oder in Bezug auf Ehe und Familie. Ich bin der Ansicht, die Gesellschaft, vor allem die Verantwortlichen in der Politik sollten das Wort der Kirchen ernst nehmen und es bedenken.

KNA: Manche geistliche Würdenträger befleißigen sich allerdings auch eines umstrittenen Tons. Der Augsburger Bischof Walter Mixa verteidigt seine kräftigen Worte damit, sonst nicht gehört zu werden. Gefällt Ihnen der Ton, der da an den Tag gelegt wird?

Huber: Ich halte mich da zurück. Allerdings muss man in der heutigen Mediengesellschaft tatsächlich manchmal etwas klarer formulieren. Auch die Kirche muss die heutigen modernen Medien nutzen, um ihr Wort an das Ohr des Menschen zu bringen.

KNA: Deftige Vergleiche sind den Christsozialen ja nicht fremd.
Franz Josef Strauß war bekannt für seine unverblümte Sprache; in bester Erinnerung ist auch Streibls "Krampfhenne". Was wollen Sie Ihren Parteimitgliedern ins Stammbuch schreiben oder ist gar mit einem Ethikkodex für den politischen Aschermittwoch zu rechnen?

Huber: Ich bekenne mich dazu, ein Mitglied des von Strauß gegründeten Vereins für deutliche Aussprache zu sein. Ich hatte einst als Generalsekretär und habe jetzt als CSU-Vorsitzender die Pflicht, in der politischen Auseinandersetzung oft ein hartes und klares Wort zu sprechen. Doch es gibt einen Unterschied:
Kirchenvertreter sollte man anders behandeln als den politischen Gegner.

Interview: Barbara Just (KNA)