Kreationismus-Streit: Professor zieht Aufsatz nach 52 Jahren zurück

"Böswillige Denunziation des Darwinismus"

Ein emeritierter Chemieprofessor hat nach 52 Jahren seinen englischsprachigen Aufsatz "Information, Reproduktion und der Ursprung des Lebens" zurückgezogen. Grund für den späten Rückzug: Der Wissenschaftler fühlt sich von Kreationisten ausgenutzt.

 (DR)

Homer Jacobson (84) aus dem US-Bundesstaat New York hatte das Papier im Jahr 1955 im Journal American Scientist veröffentlicht. Grund für den späten Rückzug sei laut US-Medienberichten vom Donnerstag (Ortszeit), dass sich heutige Internetseiten von Kreationisten auf Jacobsons Wissenschaftsthese zum Ursprung des Lebens beriefen.

Jacobson, damals Professor am Brooklyn College, hatte im damaligen Aufsatz Zweifel formuliert, dass das Leben auf der Erde einfach so hatte entstehen können. US-Kreationisten-Seiten wie Darwinismusrefuted.com zitieren den Chemiker nun als wissenschaftlichen Beweisführer für die Fehlerhaftigkeit der Evolutionstheorie. Jacobson sagte der "New York Times", dass er "bestürzt" darüber sei, dass seine Arbeit als "böswillige Denunziation des Darwinismus" instrumentalisiert würde.

In "bester wissenschaftlichen Traditionen"
Sein Aufsatz, so Jacobson, werde von den Evolutionskritikern stets nur in vereinfachter Form zitiert. Daher habe er den Aufsatz zurückgezogen. In dem habe er außerdem beim Nachlesen einige Fehler hinsichtlich des zeitlichen Ablaufs bei der Entstehung von Aminosäuren, den Grundbausteinen von Protein, entdeckt.

Jacobsons Schritt stehe in der "besten aller wissenschaftlichen Traditionen", nämlich der öffentlichen Korrektur von Fehlern, schrieb dazu die Redaktion des Journals in der aktuellen November-Dezember Ausgabe.