Katholische Kirche warnt vor weiteren Bundeswehreinsätzen

"Weder menschlich noch finanziell zu verantworten"

Nach der evangelischen hat auch die katholische Kirche vor weiteren Auslandseinsätzen der Bundeswehr gewarnt. "Mehr Einsätze kann ich mir wirklich nicht vorstellen", sagte der katholische Militärbischof Walter Mixa am Donnerstag in Bergisch Gladbach. Es wäre weder menschlich noch finanziell zu verantworten, deutsche Soldaten in weitere Länder zu schicken. Gegenwärtig seien bis zu 8.000 Bundeswehrangehörige im Ausland.

 (DR)

Der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr dürfe aber nicht beendet werden, unterstrich der Augsburger Bischof. "Wenn unsere Soldaten nicht mehr dort wären, wären die kleinen Errungenschaften der Friedensarbeit und humanitären Hilfsdienste nach kurzer Zeit wieder verspielt." Auch würden terroristische Kräfte sich neu aufstellen. Dennoch solle der Bundestag mögliche Einsätze in anderen Ländern äußerst gewissenhaft prüfen, betonte Mixa. Er äußerte zugleich Zweifel, "ob wir in allen Gebieten der Welt eine freiheitliche Demokratie, wie wir sie ja schätzen, begründen können". Kulturelle Faktoren sprächen manchmal dagegen.

Bundestag entscheidet über "Enduring Freedom"
Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hatte am Mittwoch vor weiteren internationalen Einsätzen gewarnt. Der Afghanistan-Einsatz habe weder Frieden noch wirtschaftlichen Erfolg gebracht. Der Bundestag hatte Mitte Oktober entschieden, dass sich die Bundeswehr ein weiteres Jahr mit bis zu 3.500 Soldaten an der Absicherung des afghanischen Wiederaufbaus beteiligt. Am 14. November soll über das Mandat für einen Beitrag zum US-geführten Anti-Terroreinsatz "Operation Enduring Freedom" abgestimmt werden.

Mixa betonte, dass die Auslandseinsätze die Soldaten persönlich stark belasteten. In Gesprächen mit Militärseelsorgern stellten sie etwa immer öfter die Frage nach der Nachhaltigkeit des Afghanistan-Einsatzes.

Warnung vor Kürzungen in der Militärseelsorge
Zugleich hat Mixa vor Stellenkürzungen in der Seelsorge für Soldaten gewarnt. Die 90 staatlich finanzierten Planstellen dürften im Zuge von Sparmaßnahmen bei der Bundeswehr nicht reduziert werden, sagte er am Donnerstag vor Journalisten in Bergisch Gladbach. Obwohl der Anteil der ungetauften Soldaten bei 40 Prozent liege, sei die Begleitung durch Priester und Pastoralreferenten sehr gefragt.

Angesichts wachsender Belastungen durch Auslandseinsätze zeigten die Bundeswehrangehörigen viel Gesprächsbedarf, unterstrich der Augsburger Bischof. Sie stellten Fragen über Sinn und Nachhaltigkeit der Einsätze und sorgten sich um ihre Familien, die monatelang alleine blieben. "Dabei kommen die Ungetauften mindestens so gern mit ihren Sorgen zum Pfarrer wie die Getauften." So führe ein Standortpfarrer in Brandenburg täglich zwölf Gespräche mit Soldaten, die weder katholisch noch evangelisch seien.

Klage über zu wenig Nachwuchs
Mixa beklagte auch Nachwuchsprobleme in der Militärseelsorge. Da die Zahl der Priester allgemein zurückgehe, würden die Geistlichen stark in ihren Diözesen gebraucht. "Ich lege meinen Mitbrüdern dennoch ans Herz, geeignete junge Pfarrer für einige Zeit für die Militärseelsorge freizustellen." Sie könnten wie in kaum einem anderen pastoralen Bereich bei der Bundeswehr mit jungen Menschen über wichtige Fragen ins Gespräch kommen.

Der Bischof äußerte sich bei einer Pressekonferenz zur 52.
Gesamtkonferenz der katholischen Militärseelsorger, die noch bis Freitag tagt. Das Thema lautet "Aktuelle Herausforderungen im Staat-Kirche-Verhältnis". Derzeit sind vier katholische Seelsorger im Kosovo und in Afghanistan. In der katholischen Militärseelsorge in Deutschland gibt es gegenwärtig 56 Standortpfarrer und 24 Pastoralreferenten. Weitere 10 Planstellen sollen wiederbesetzt werden.