Venezuela: Chavez streitet sich mit Bischöfen

Machtkampf um "Moral"

Der Schlagabtausch zwischen Venezuelas Präsident Chavez und der Katholischen Kirche im Land geht weiter. Chavez bezeichnete nun ein Dokument der Bischofskonferenz als "wahrhaftige Schande" - eine Stellungnahme zur geplanten Verfassungsreform, mit der Chavez seine eigene Amtszeit dauerhaft verlängern will.

 (DR)

In dem Dokument vom vergangenen Freitag hatten die Bischöfe die geplante Verfassungsreform als "moralisch unannehmbar" bezeichnet. Sie sehen darin einen Versuch einer Konzentration der Macht in den Händen des Präsidenten; zugleich werde dem Volk vorgegaukelt, es erhalte mehr Freiheiten.

Chavez warf den Bischöfen nun ihrerseits vor, unmoralisch zu sein. Wer sich in der Kirchenführung nicht dazu rechnen wolle, der solle sich äußern; Schweigen über das Bischofsdokument bedeute Zustimmung, so Chavez. Er plant noch vor Jahresende ein Referendum zum Verfassungsentwurf.

"Möge ihnen Gott ihre Ignoranz und Tollheit vergeben", sagte der Präsident in einer Telefonbotschaft an ein Treffen der Sozialistischen Einheitspartei PSUV. Chavez forderte ihm wohlgesonnene Bischöfe auf, für sich selbst zu sprechen und nicht im Schulterschluss mit der Bischofskonferenz zu schweigen.

Kardinal Urosa: Im Namen der gesamten Gesellschaft
Der Präsident zog Parallelen zum gescheiterten Putsch vom April 2002, als kein Kirchenvertreter Stellung zu seinen Gunsten genommen habe. Tatsächlich hatte ihm der damalige Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Baltazar Porras Cardozo, den er zuvor in Staatsmedien mit Gestapo-Mantel darstellen ließ, in der Putschnacht nach eigener Aussage "aus priesterlicher Verpflichtung" Schutz vor den Aufständischen gewährt.

Der Erzbischof von Caracas, Kardinal Jorge Urosa Savino, betonte im Gegenzug, dass die Kirche nicht im Interesse einiger weniger, sondern ungeachtet von Parteiinteressen im Namen und zum Wohl der gesamten venezolanischen Gesellschaft handele. Angesichts der politischen Spaltungstendenzen im Land rief der Erzbischof alle Venezolaner eindringlich zur Einheit auf.

Beileid zum Tod von Kardinal Castillo
Chavez drückte auch sein Beileid zum Tod von Kardinal Rosario Castillo Lara aus. Gleichzeitig bedauerte er die Haltung des Kardinals, der jahrelang zu seinen schärfsten Widersachern gehörte.

"All die Jahre hat er sich geirrt", so Chavez. Zur Beerdigung des Kardinals am Freitag war kein hochrangiger Regierungsvertreter erschienen.