Theologe Kuschel kritisiert Aussagen des evangelischen Bischofs Wolfgang Huber zu Moscheebauten

"Misstrauen ist nicht die richtige Strategie"

Er sehe durchaus in Äußerungen von Bischof Huber eine Tendenz, sich möglichst vom Islam abzugrenzen, sagte Kuschel heute im domradio-Interview. Im Grunde würde Huber so tun, als ob es überhaupt keine Gemeinsamkeiten zwischen Christen und Muslimen gibt. Da könne der Verdacht aufkommen, dass man vor allen Dingen den Islam benutzt, um sich und seine eigene Kirche besser darzustellen. Wenn Huber der Meinung sei, Moscheebauten dienen vornehmlich der Selbstdarstellung des Islam, schüre er damit Ängste vor dem Islam und das sei falsch. Kuschel: „Misstrauen ist nicht die richtige Strategie!“

 (DR)

Statt ängstlich in Abgrenzungsversuche zu verfallen und täglich „kleinkariert" auf Tagesaktualitäten zu reagieren, wünsche er sich einen größeren Wurf aus der evangelischen Theologie heraus. Bischof Huber spreche schließlich als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland. Diese Kirche habe beispielsweise seit 1980 bemerkenswerte und bewundernswerte Dokumente für ein besseres Verhältnis zu den Juden hervorgebracht. So etwas fehle gegenüber dem Islam. Kuschel zufolge braucht es einen „Dialog zwischen Christen und Muslimen auf gleicher Augenhöhe und nicht ängstliches Abgrenzen voneinander, das oft auf Misstrauen und auf falschen Wertungen beruht."

Der evangelische Bischof Wolfgang Huber hatte sich in einer Debatte zwar für den Bau von Moscheen ausgesprochen, gleichzeitig aber gesagt, hinter manchen Moscheebauten verberge sich ein Machtanspruch der Muslime.

Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel ist stellvertretender Direktor des Instituts für ökumenische Forschung der Universität Tübingen.