Neuer Verlag der Weltreligionen präsentiert erstes Programm

Eine Bibliothek für alle

Der neue Verlag der Weltreligionen hat sein erstes, 17 Bände umfassendes Programm vorgestellt. Damit wolle das Haus Suhrkamp dazu beitragen, andere Religionen, Traditionen und anderen Glauben besser kennenzulernen und das wechselseitige Verständnis der Kulturen zu fördern, sagte Suhrkamp-Chefin Ursula Unseld-Berkéwicz am Dienstag bei der Präsentation in Frankfurt.

 (DR)

Unseld-Berkéwicz bezeichnete die Verlagsgründung als eine "politische Notwendigkeit". Dabei seien drei Motive ausschlaggebend gewesen. Neben dem Erschrecken über das Aufkeimen des Fundamentalismus in Ost und West seien dies die Globalisierung sowie die Erkenntnis, dass sich trotz Aufklärung die Welt noch immer nicht vernünftig erklären lasse. "Es tut neue Aufklärung Not", ergänzte die Suhrkamp-Chefin. Fragen, wie die nach dem Tod, müssten wieder in das Zentrum des Lebens rücken.

Eine neue Einführung in die Religion
Einwänden gegen den Umfang des Programms hielt Verlagsleiter Hans-Jochim Simm entgegen, es gehe um einen "enzyklopädischen Anspruch". Mit dem Programm sollten die grundlegenden Schriften der Religionen in neuen Übersetzungen verfügbar gemacht werden. In Basistexten, Einführungen und Essaybänden würden neben den heiligen Schriften auch Riten und Symbole aus Ausdruck gelebter Religiosität thematisiert. Das Verlagsprogramm sei weder ein Museum noch liefere es Bekenntnisschriften, so Simm: "Wir wollen eine Bibliothek für alle, die an Gott glauben, und für alle, die nicht an Gott glauben."

Christianisierung ohne Beispiel
Der Soziologe Ulrich Beck, der zum Autorenkreis gehört, sagte, die Vorstellung vom Absterben der Religion sei ein europäischer Sonderweg. Das Erstaunen über das wachsende Interesse an Religion habe weltgesellschaftliche Entwicklungen ignoriert. Die Christianisierung, die sich in Afrika, Asien und Lateinamerika beobachten lasse, sei ohne Beispiel.

Ein weiterer großer Trend besteht Beck zufolge im Bedeutungsverlust organisierter Religion und in der Entkoppelung von Mitgliedschaft und individuellem Glauben. Die Revitalisierung der Religion finde weithin jenseits der Kirchen statt, sagte der Soziologe.

Das erste Programm des zu Suhrkamp gehörenden Verlags der Weltreligionen umfasst 17 Bände über Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam und Judentum. Daneben gibt es eigene Reihen mit Editionen, Einführungen, Essaybänden und Taschenbüchern.