Gericht lehnt Haftbeschwerde von Marco W. ab - Uelzener Schüler bleibt weiter in türkischer U-Haft

"Das ist absolut rechtswidrig"

Der seit April in der Türkei inhaftierte 17-jährige Schüler Marco W. aus Uelzen muss weiterhin in Untersuchungshaft bleiben. Das zuständige Gericht in Antalya habe am Montag eine Haftbeschwerde abgelehnt, sagte Marcos Anwalt Michael Nagel auf ddp-Anfrage. Zur Begründung habe das Gericht angegeben, dass wegen der Schwere des Vorwurfs und des Alters des möglichen Opfers eine so lange Untersuchungshaft rechtmäßig sei. "Das ist absolut rechtswidrig und totaler Quatsch", sagte der Anwalt. Die Ablehnung der Haftbeschwerde mache den Ernst der Lage deutlich.

 (DR)

Nagel erklärte, er wolle sich in den nächsten Tagen mit seinen Anwaltskollegen und den Eltern von Marco über das weitere Vorgehen beraten. Es gehe nun darum, sachlich vorzugehen. "Wenn das Gericht das schon nicht kann, dann wollen wir das zumindest machen", sagte er.

Am Wochenende hatte sich auch die EU-Kommission in den Fall eingeschaltet. Erweiterungskommissar Olli Rehn appellierte an die türkischen Behörden, rasch eine Lösung zu finden. "Ich bin mir bewusst, in welcher Lage sich Marco W. befindet", sagte Rehn der "Bild am Sonntag". "Ich habe gehört, dass die deutschen Behörden mit den türkischen Behörden an dem Fall arbeiten. Ich hoffe, dass ohne Verzögerung eine gute Lösung gefunden wird."

Marco war am 12. April im Touristenort Side festgenommen worden, nachdem die Eltern der 13-jährigen Britin Charlotte Anzeige gegen ihn erstattet hatten. Dem 17-Jährigen wird vorgeworfen, Charlotte sexuell missbraucht zu haben. Er bestreitet die Vorwürfe jedoch. Vergangene Woche hatten Marcos Anwälte gegen die mittlerweile sechs Monate lange Untersuchungshaft Beschwerde eingelegt.

Der Prozess war bisher unter anderem mit der Begründung vertagt worden, dass dem Gericht noch keine Aussage des britischen Mädchens vorliege. Alle bisher gehörten Zeugen - ein Arzt und ein Bekannter der Schwester der 13-Jährigen - hatten Marco entlastet. Am 26. Oktober soll der Prozess in Antalya fortgesetzt werden.