Katholiken-Kongress beendet - Meisner, Hofmann und Mixa im domradio

Nicht "lahm, lau und verspießt"

In Fulda ist am Sonntag der Katholiken-Kongress "Freude am Glauben" zu Ende gegangen. Überschattet wurde das Treffen von der Absage eines Ministers wegen der Teilnahme Eva Hermans. Drei Tage hatten in Fulda 2.000 Teilnehmer über die katholische Kirche als Heimat gesprochen. domradio sprach mit hochrangigen kirchlichen Würdenträgern.

 (DR)

Im domradio-Interview forderte der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann die Katholische Kirche auf, "verstärkt missionarisch" zu wirken. Der Augsburger Bischof Walter Mixa warnte im domradio Christen davor, gegenüber Muslimen "lahm, lau und verspießt" aufzutreten. Auch der Kölner Erzbischof, Joachim Kardinal Meisner, war in Fulda.

Kongress "Freude am Glauben" beendet: "Zeugnis geben"
Mit einem Gottesdienst im Fuldaer Dom unter Leitung des deutschen Kurienbischofs Josef Clemens war am Sonntag der diesjährige Kongress "Freude am Glauben" des Forums Deutscher Katholiken zu Ende gegangen. Das Treffen, das am Freitag begonnen hatte, zählte nach Angaben des Forums rund 1.300 Teilnehmer. Es stand unter dem Motto "Die Kirche - unsere Heimat".

In dem Abschlussgottesdienst rief Clemens, der Sekretär des Päpstlichen Laienrates ist, die Christen auf, mit aller Kraft, Liebe und Besonnenheit Zeugnis von ihrem Glauben zu geben. Es gebe absolut keinen Grund für Minderwertigkeitsgefühle gegenüber den großen Weltreligionen oder Weltanschauungen, weder gegenüber ihren Inhalten und Zielen noch gegenüber ihrer gelebten Gegenwart oder ihrer Geschichte.

Clemens war knapp 20 Jahre lang Privatsekretär von Kardinal Joseph Ratzinger, heute Papst Benedikt XVI. In einer Grußadresse versicherten die Fuldaer Kongress-Teilnehmer dem Papst ihre "tiefe Verbundenheit und Zuneigung".

Rücktritt von Schirmherrschaft
Der hessische Wirtschaftsministers Alois Rhiel (CDU) war von der Schirmherrschaft des Fuldaer Kongresses zurückgetreten. Er hatte diesen diesen Schritt mit der Mitwirkung Eva Hermans begründet. Er sei traurig darüber, dass ein Politiker so schnell auf den Druck der Medien hin in die Knie gehe, sagte der Vorsitzende des "Forums Deutscher Katholiken", Hubert Gindert, im domradio Interview.

Rhiel hatte seinen Schritt mit der Mitwirkung von Eva Herman am Kongress begründet. Die TV-Moderatorin und Buchautorin stand zuvor wegen Äußerungen zur Familienpolitik der Nationalsozialisten in der Kritik. Gindert warf Rhiel mangelnde Standfestigkeit vor. "Was haben wir von Politikern zu erwarten, wenn in dieser Republik echte Krisen kommen?", fragte der Forums-Vorsitzende. Zu Herman erklärte er, sie stehe dem Nationalsozialismus in keiner Weise ideologisch nahe.

Eva Herman dankte den Organisatoren im domradio-Interview für ihr Vertrauen. Sie hätte auf dem Kongress viel Unterstützung erfahren.

Starker Beifall für Herman
Herman, Autorin des Bestsellers "Das Eva-Prinzip", sprach am Samstag auf dem Kongress über das "Selbstverständnis der Frau". Sie wurde von den Teilnehmern mit starkem Beifall begrüßt. Die ehemalige Tagesschau-Sprecherin betonte, sie habe sich wiederholt von rechten Ideologien distanziert. Zudem sei ihre kritisierte Äußerung zur Familienpolitik der Nationalsozialisten verfälscht und aus dem Zusammenhang gerissen worden.

Herman beklagte, wer heute von Werten wie Liebe, Familie und Kindern spreche, werde gleich unter Generalverdacht gestellt und mit der Nazi-Zeit in Verbindung gebracht. Bei der Vorstellung ihres Buches "Das Prinzip Arche Noah" hatte Herman vor einigen Wochen Werte, Kinder, Mütter, Familien und Zusammenhalt als "das, was gut war" in der Nazi-Zeit bezeichnet. Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) hatte daraufhin die Zusammenarbeit mit ihr beendet.

Zu dem Schritt Rhiels sagte Herman vor Journalisten, dies müsse der Minister selbst verantworten. Sie erwarte, dass bei solch weitreichenden Entscheidungen geprüft werde, was die Grundlagen dafür seien. Das sei aber offenbar nicht geschehen.

Der Kongress "Freude am Glauben" war der bislang siebte, den das "Forum Deutscher Katholiken" veranstaltet. Die Vereinigung mit Sitz im bayerischen Kaufering versteht sich als Zusammenschluss "papst- und kirchentreuer"
Katholiken. Das Forum wurde Ende September 2000 in Fulda gegründet.