Düsseldorfer Ausstellung erinnert an Jaques Tati

Komiker, Regisseur, Visionär

Monsieur Hulot ist kaum weniger berühmt als Charlie Chaplins Tramp und Buster Keatons Stoneface, obwohl er nur in vier Filmen zu sehen war. An seinen Schöpfer, den französischen Komiker Jacques Tati, erinnert bis Dezember eine Ausstellung in Düsseldorf. Tati wäre am 9. Oktober 100 geworden.

 (DR)

Schon in den 1930er Jahren war Tati Autor und Darsteller verschiedener Kurzfilme. Mit der von ihm entwickelten und dargestellten Figur des Monsieur Hulot habe sich Tati mit nur fünf langen Spielfilmen einen bedeutenden Platz in der Filmgeschichte erobert, erklärte das Düsseldorfer Filmmuseum. Hulot tritt erstmals in seinem nächsten, seinem populärsten Film auf, in "Die Ferien des Monsieur Hulot" (1952). Hulot wird zu Tatis Alter Ego, er spielt ihn mit stoischer Ruhe, mit Understatement. Ein ungeschickter Tourist, der trotz aller Bemühungen immer alles falsch macht.

Visionärer Blick in die Zukunft
"Mon Oncle" (1957), "Playtime" (1967) und "Trafic" (1971) zeigen Hulot im verzweifelt komischen Kampf mit der Moderne, die den Menschen seiner Individualität beraubt, ihn zum anonymen Wesen macht. Die vollautomatische Villa in "Mon Oncle" zwingt ihren Bewohnern groteske Verhaltensweisen auf, in "Playtime" werden Hulot und amerikanische Touristen mit einem futuristischen Paris konfrontiert, das nur noch aus Glascontainern besteht, in "Trafic" will Hulot auf einer Automobil-Ausstellung mit einem kleinen Campingauto der Glitzerwelt der PS-starken Nobelschlitten Paroli bieten. Von Film zu Film wird Tatis Regie souveräner, der Witz einfacher und ruhiger, selbst als am Ende von "Playtime" ein neu erbautes Nobelrestaurant zu Bruch geht, geschieht das fast in Zeitlupe. Als diese Filme herauskamen, waren sich die Rezensenten nicht einig, ob Tatis Kritik an der Moderne berechtigt ist oder reaktionär.

Inzwischen ist deutlich geworden, dass Tatis Blick visionär war, denn was es damals in ersten Ansätzen gab, hat sich in den folgenden Jahrzehnten erst richtig ausgebildet. So war es überraschend, und doch konsequent, dass die Münchner Pinakothek der Moderne 2004 eine aus Frankreich übernommene Ausstellung über "Die Stadt des Monsieur Hulot" zeigte, die sich an Le Corbusiers "Charta von Athen" (1943) anlehnte. Die Schau war aufgebaut nach Le Corbusiers Leitbegriffen Wohnen, Arbeiten, Verkehr, Freizeit und Kulturerbe. Eine größere Ehre kann einem Filmregisseur kaum widerfahren.

Tati: ein zweiter Charlie Chaplin
Tati bediente sich der Mittel von Pantomime und Slapstick und erwies sich in der Gestalt des Monsieur Hulot als unermüdlicher Zivilisationskritiker. Als Regisseur war Tati nach Einschätzung der Ausstellungsmacher des Düsseldorfer Filmmuseums seiner Zeit weit voraus und beeindruckte durch den einfallsreichen Einsatz moderner filmtechnischer Mittel. Er habe als Einzelgänger die völlige künstlerische Kontrolle über seine Filme angestrebt. Darin und in seinem Hang zum Perfektionismus sei er auf dem Gebiet der Filmkomik am ehesten mit Charly Chaplin und Buster Keaton vergleichbar, hieß es.

Die Ausstellung präsentiert neben Fotos auch Plakate und Exponate zu seinen Filmen. Auch eine lebensgroße Tati-Figur aus einer Sammlung ist zu sehen. Zudem werden zahlreiche Ausschnitte aus seinen Filmen gezeigt.

Die Ausstellung "Jacques Tati. Zum 100. Geburtstag" im Filmmuseum Düsseldorf ist täglich außer montags von 11 bis 17 Uhr zu sehen, mittwochs bis 21 Uhr.