Jedes vierte Kind in Deutschland lebt unter zu hohen Belastungen

Druck macht krank

Jedes vierte Kind in Deutschland ist durch seine Lebensumstände so belastet, dass es sich häufiger krank und insgesamt schlechter fühlt als andere Kinder. Das geht aus dem "LBS-Kinderbarometer Deutschland 2007" hervor, das am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Für die repräsentative Studie wurden rund 6.200 Kinder zwischen neun und 14 Jahren in sieben Bundesländern über ihre Einstellungen, ihre Lebensweise und ihre Wünsche befragt.

 (DR)

Die Ergebnisse seien wertvoll, weil sie die Sicht der Kinder wiedergäben, sagte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU). Neben alarmierenden Zahlen über die Risikogruppen zeige die Studie zugleich, dass sich zwei Drittel aller Kinder in ihrem Lebensumfeld wohl fühlten.

Mehr als 40 Prozent der Kinder stehen der Befragung zufolge unter hohem Druck. Jedes dritte Kind klagt über Stresskopfschmerzen. Als zweit- und dritthäufigste Krankheit werden Allergien und Stressbauchschmerzen genannt. Durch schlechte Ernährung und wenig Sport nehmen Erkrankungen und Übergewicht zu. Die Befragung bestätige, dass Kinder aus armen und aus Einwandererfamilien stärker gefährdet seien als ihre Altersgenossen, sagte von der Leyen.

Nicht die Kinder müssten sich verändern, sondern ihre Umgebung, forderte der Entwicklungspsychologe und Familienforscher Wassilios Fthenakis. Die Politik müsse im Kindergarten und in der Schule auf Prävention setzen, etwa durch Gesundheits- und Ernährungserziehung, und den Kindern ihre eigenen Gestaltungsmöglichkeiten zeigen.

Befragt wurden die Kinder außerdem zu ihrer Einschätzung über ihre Rechte, ihrem Umgang mit Medien, ihre Wertvorstellungen, über ihre Haltung zur Politik und negative Erfahrungen mit Mobbing oder Gewalt in der Schule. Als wichtigstes Schutzrecht sahen mehr als vierzig Prozent der Kinder den Schutz vor Gewalt und Drogen an.

Das LBS-Kinderbarometer ist die erste bundesweite Studie im Rahmen regelmäßiger Kinder-Befragungen, die von den Landesbausparkassen finanziert werden. Sie hatten 1997 zunächst regional in Nordrhein-Westfalen begonnen. Inhaltlich unterstützt wird die Befragung vom Deutschen Kinderschutzbund.