Asien-Experte: "Politischer Buddhismus" hat in Birma Tradition

Mönche als Speerspitze der Bewegung

Die führende Rolle der buddhistischen Mönche bei den Protesten in Birma ist nach Expertenmeinung in der Geschichte des Landes verwurzelt. Kämpferisch gereckte Fäuste und Parolen wie "Wir schaffen die Junta ab" passten zwar nicht zur üblichen weisen Zurückhaltung der Geistlichen, sagte der Südostasien-Experte Hans-Bernd Zöllner in einem epd-Gespräch in Hamburg. Ein "politischer Buddhismus" habe in Birma aber Tradition.

 (DR)

Schon Anfang des 20. Jahrhunderts unter britischer Herrschaft hätten Mönche an Aufständen teilgenommen oder sie angeführt, sagte der Hamburger Hochschullehrer und evangelische Pfarrer. Birma ist vom konservativen Theravada-Buddhismus geprägt, der sich besonders an den alten Schriften orientiert. "Die Mönche sind die Anwälte der reinen Lehre, wie der Buddha sie gelehrt hat", sagte Zöllner. Aber sie begehrten auf, wenn die Herrscher ihre Pflicht nicht erfüllten, für wirtschaftliches Wohlergehen zu sorgen.

In ihren Anfängen bewertet Zöllner die Proteste als "Reisaufstände" in Reaktion auf die Verarmung der Bevölkerung. Auslöser sei die Benzinpreiserhöhung Mitte August gewesen. Die Mönche lebten vom Betteln. Wenn die Menschen verarmten, würden ihre Reisschalen nicht mehr ausreichend gefüllt. Zugleich seien viele Mönche Kinder armer Bauern, die die Not spürten.