Anglikaner in USA wollen mit Kompromiss Kirchenspaltung abwenden

Rettung in letzter Minute?

Die anglikanische Episkopalkirche in den USA will in Zukunft keine gleichgeschlechtlichen Paare segnen und keine Homosexuellen zu Bischöfen weihen. Mit dem am Dienstag in New Orleans verabschiedeten Moratorium soll die drohende Spaltung der anglikanischen Weltkirche verhindert werden. Das Thema Homosexualität hatte zu erbitterten Konflikten zwischen konservativen und liberalen Anglikanern geführt.

 (DR)

Die Episkopalkirche zählt rund zwei Millionen, die anglikanische Weltgemeinschaft mehr als 70 Millionen Mitglieder.

Die Episkopalkirche in den USA hatte 2003 einen in Partnerschaft lebenden schwulen Pfarrer zum Bischof geweiht (Gene Robinson, Bischof von New Hampshire). In vielen Episkopalgemeinden können sich gleichgeschlechtliche Partner segnen lassen. Nach Ansicht der Mehrheit der anglikanischen Diözesen vor allem in Entwicklungsländern verstößt diese Praxis gegen biblische Vorschriften.

Im Februar hatten die obersten anglikanischen Bischöfe von den US-Bischöfen bis Ende September eine Erklärung verlangt, in der sie sich verpflichten, keine homosexuellen Bischöfe mehr zu ernennen und keine gleichgeschlechtlichen Paare mehr zu segnen. In der am Dienstag verabschiedeten Resolution heißt es, dass die Episkopalkirche gegenwärtig keine Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare autorisiere und dies auch in Zukunft nicht tun werde.

Kritiker beklagten jedoch, dass die Kirche trotzdem nichts gegen Geistliche unternehme, die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften segnen. In der Resolution von New Orleans heißt es zudem, die Episkopalkirche halte sich weiterhin an einen Beschluss von 2006, keine Bischöfe zu weihen, deren "Lebensweise ... die Kirche zusätzlich belasten" würde.
Die Bischöfe protestierten nachdrücklich gegen Versuche ausländischer Bischöfe, konservative US-Priester in ihre Diözesen aufzunehmen.

Diese Kritik richtete sich besonders gegen den konservativen nigerianischen Erzbischof Peter Akinola, der im Mai dieses Jahres einen von der Episkopalkirche kommenden US-Geistlichen zum Bischof geweiht hatte. Rowan Williams, Erzbischof von Canterbury und geistliches Oberhaupt der anglikanischen Gemeinschaft, appellierte an US-amerikanische Gemeinden, in der Episkopalkirche zu bleiben.

Unterdessen kamen mehrere Dutzend konservative Bischöfe und Geistliche in Pittsburgh zu einer mehrtägigen Sitzung über die Zukunft der Traditionalisten zusammen. Nach Angaben der Episkopalkirche haben sich etwa 60 Gemeinden von der Kirche getrennt. Wie die "New York Times" berichtete, wollen sich offenbar vier Diözesen von der Episkopalkirche abspalten.