Gewalt in Birma nimmt zu - EU will Sanktionen verschärfen

Razzien, Verletzte und Todesopfer

Mit Waffengewalt hat das birmanische Militär eine Protestveranstaltung gegen die Militärdiktatur in der Nähe der Sule Pagode in Rangun aufgelöst. Die Truppen hätten auf Tausende Demonstranten das Feuer eröffnet, meldet die birmanische Exilzeitung "The Irrawaddy" am Donnerstag im Internet. Nach noch unbestätigten Meldungen sind bislang mindestens zehn Menschen von den Schüssen getroffen worden. Ob es Tote gab, ist derzeit noch unbekannt. Mehr als 100 Zivilisten seien festgenommen worden.

 (DR)

Das Militär in Birma geht immer rücksichtsloser gegen die Demonstrationen vor. Am Donnerstag kamen bei der Niederschlagung der Proteste mehrere Menschen ums Leben, darunter mindestens ein Ausländer. Laut Berichten asiatischer Medien handelt es sich um einen japanischen Pressefotografen. Von einem weiteren getöteten Journalisten ist die Rede. International setzen sich die Proteste gegen das Vorgehen der Militärs fort.

Nach Angaben der in Indien erscheinenden birmanischen Exilzeitung "Mizzima" sind bislang am Donnerstag mindestens zwei weitere Demonstranten in der Nähe der Sule Pagode von Soldaten getötet worden. Über die Zahl der Verletzten gibt es keine Angaben. Nach einem kurzen Ultimatum von zehn Minuten zur Beendigung der Demonstrationen hatte das Militär das Feuer auf die etwa 10.000 Demonstranten eröffnet.

Anders als in den ersten neun Tagen der Proteste sind am zehnten Tag kaum Mönche auf die Straße gegangen. Die Mehrzahl der Demonstranten seien Zivilisten gewesen, so "Mizzima". Ein Mitarbeiter einer internationalen Hilfsorganisation sagte dem Blatt, an der Sule Pagode im Zentrum Ranguns hätten die Soldaten nach einer Vorwarnzeit von nur zwei Minuten mit automatischen Waffen das Feuer auf die Demonstranten eröffnet.

Razzien in Klöstern
Zu einer Auseinandersetzung zwischen Militärs und Bürgern kam es laut Medienberichten an einem buddhistischen Kloster in Rangun. Demnach griffen aufgebrachte Bürger Militärlastwagen und Soldaten mit Stöcken und Steinen an. 1.500 Menschen hatten eine Schutzmauer errichtet, nachdem das Kloster in den Morgenstunden gewaltsam von Soldaten gestürmt worden war. Dabei wurden etwa 150 Mönche verhaftet, wie die Exilzeitung "Irrawaddy" berichtet. Bei Razzien in verschiedenen Klöstern hätten Sicherheitskräfte bisher Hunderte Mönche festgenommen.

Caritas Internationalis verurteilte das Vorgehen der Regierung.
Die Dachorganisation der Caritasverbände forderte am Donnerstag im Vatikan Respekt vor den Menschenrechten. Zugleich appellierte der Verband an die internationale Gemeinschaft, bei der birmanischen Regierung auf eine gewaltfreie Lösung der Situation zu drängen. Vor allem China, Indien und die südostasiatischen ASEAN-Staaten könnten sich stärker engagieren.

Weitere Sanktionen der EU
Die EU-Botschafter beschlossen in Brüssel, weitere Sanktionen vorzubereiten. Eine Arbeitsgruppe sei damit beauftragt worden, eine Antwort der EU auf die Krise in dem asiatischen Land zu suchen, teilte die portugiesische EU-Präsidentschaft mit. Neben Sanktionen gehörten dazu auch gemeinsame Protestnoten und andere diplomatische Druckmittel.

Auch das Europaparlament sprach sich für zusätzliche gezielte Sanktionen aus. Diese sollten von der EU gemeinsam mit den USA und asiatischen Staaten verhängt werden, verlangten die Europaabgeordneten in Straßburg. Sie kritisierten China und Russland, weil sie im UN-Weltsicherheitsrat eine Verurteilung Birmas verhinderten. Eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking rief unterdessen alle "beteiligten Parteien" in Birma "zur Zurückhaltung" auf, wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldet. Jedoch verurteilte das Außenministerium nicht ausdrücklich den Gewalteinsatz gegen die Demonstranten.