UN-Klima-Treffen in New York - BUND und „Brot für die Welt" unterstützen Merkels Vorschlag

Gleicher CO2-Verbrauch für Alle

Auf Einladung der UN kamen am Montag die führenden Staats- und Regierungschefs in New York zusammen. Merkel und Co. wollen noch bis Donnerstag das Vorgehen für ein neues internationales Klimaschutzabkommen beraten. Umweltschützer und Hilfsorganisationen unterstützen die Bundeskanzlerin bei ihrem Vorschlag, allen Menschen den gleichen CO2-Ausstoß zu zugestehen. Merkels Vorschlag sei eine Chance, dass auch Schwellenländer wie China und Indien in die Verhandlungen einsteigen können, sagt Mathias Seiche, Leiter des Klimaschutzes beim BUND, im domradio-Interview.

 (DR)

Präsident Bush, der erst Dienstag zur Vollversammlung nach New York reist,  verfolgt eine gegensätzliche Strategie. Er hat zu einer eigenen Klimakonferenz am 27. und 28. September 2007 in Washington, D.C. geladen. Statt unter dem Dach der UN will die US-Regierung ihre Vorstellung von Klimapolitik offenbar in einem parallelen Prozess durchsetzen. Für die teilnehmenden Staaten soll dieses Treffen anscheinend als Alibi dienen, keine verbindlichen Klimaschutzziele zu beschließen, vermutet die Umweltschutzorganisation Greenpeace.

Angela Merkel dagegen weiß sogar den Papst auf ihrer Seite. Papst Benedikt XVI. hat am Wochenende einen gerechten Gebrauch der Ressourcen der Erde gefordert. Eine gerechte Güterverteilung müsse Priorität haben, sagte er beim Angelusgebet am Sonntag in Castelgandolfo. "Geld an sich ist nichts Unehrenvolles, aber mehr als alles andere kann es den Menschen in einen blinden Egoismus verschließen", gab das Kirchenoberhaupt zu bedenken. Geld und Ressourcen seien nicht nur für persönliche Eigeninteressen bestimmt. Vielmehr müsse man auch in Solidarität an die Bedürfnisse der Armen denken.

BUND und "Brot für die Welt" unterstützen Merkels Klimakurs
Vor dem UN-Sondertreffen hatten auch kirchliche Hilfswerke, wie "Brot für die Welt" und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ihre Unterstützung für die internationale Klimapolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel deutlich gemacht. "Mit ihrem Vorstoß, weltweit gleiche Pro-Kopf-CO2-Emissionen zu erreichen, greift die Kanzlerin ein Konzept für mehr Umweltgerechtigkeit auf, das Verbände wie der BUND und 'Brot für die Welt' seit längerem vorschlagen", heißt es darin.

Bisher sei der "schwarze Peter" bei Klimaverhandlungen unter den Regierungen immer nur weitergereicht worden. Merkels Vorschlag sei eine Chance, dass auch Schwellenländer wie China und Indien in die Verhandlungen einsteigen können, sagt Mathias Seiche Leiter des Klimaschutzes beim BUND im domradio-Interview.

Angelika Zahrnt, BUND-Vorsitzende: "Frau Merkel hat einen guten Vorschlag im Gepäck. Die Idee, die Klimagase weltweit gerecht zu verteilen, ist weitsichtig. Nur auf diese Weise lassen sich auch Schwellenländer wie China und Indien für den Klimaschutz gewinnen. Die Menschen in den Industriestaaten haben kein Recht darauf, pro Kopf mehr CO2 auszustoßen als Menschen in den Schwellen- oder Entwicklungsländern." Die Nagelprobe, ob die Kanzlerin es mit dem Klimaschutz ernst meine, sei aber auch ihre Position zur Durchsetzung eines Tempolimits auf Autobahnen in Deutschland.

"Ab 2050 für alle Menschen der Welt gleiche Pro-Kopf-CO2- Emissionen"
Die Pro-Kopf-CO2-Emissionen liegen in den USA bei 20 Tonnen pro Jahr, in Deutschland bei zehn, in China bei etwa drei und in Kenia bei einer Tonne. Bei internationalen Klimaverhandlungen lehnen die Schwellenländer es bislang ab, konkrete Verpflichtungen beim Klimaschutzziele zu übernehmen. Zur Begründung verweisen sie auf die hohen Emissionen der Industriestaaten.

"Brot für die Welt" und BUND fordern, dass etwa ab 2050 für alle Menschen der Welt gleiche Pro-Kopf-CO2-Emissionen von jährlich etwa eineinhalb Tonnen gelten sollen. Um auf dieses Ziel zuzusteuern, müsse Deutschland bis 2020 seinen CO2-Ausstoß um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren. Erforderlich sei dafür, dass Merkel auch im Inland ihre Anstrengungen für den Klimaschutz verstärke. Auf Klimakurs gebracht werden müssten vor allem Bundeswirtschaftsminister Michael Glos und Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee. Überfällig seien beispielsweise die Einführung einer Flugticketabgabe, einer Kerosinsteuer sowie von Verbrauchslimits für Kraftfahrzeuge.
"Was ich mir erhoffe, dass Frau Merkel nicht nur auf internationaler Ebene sondern auch in Deutschland ihre Hausaufgaben macht", so Mathias Seiche. "Da ist bisher viel zu wenig geschehen." Laut Seiche nehme die Bundesregierung den Klimaschutz in Deutschland noch nicht ernst genug.

Cornelia Füllkrug-Weitzel, Direktorin von "Brot für die Welt" und der Diakonie Katastrophenhilfe (DKH): "Vor allem die Industriestaaten belasten die Erdatmosphäre seit mehr als hundert Jahren mit enormen Mengen von Treibhausgasen. Ihr Wohlstand basiert auf der Übernutzung der natürlichen Ressourcen und geht auf Kosten der Armen in den Ländern des Südens, denn diese Menschen leiden am heftigsten unter den Folgen des Klimawandels. Deshalb müssen die Industriestaaten zuerst ihre CO2-Emissionen entscheidend reduzieren. Und sie müssen die Entwicklungsländer bei der Einführung klimafreundlicher Technologien unterstützen, damit sich deren wirtschaftliche Lage verbessert und Armut reduziert werden kann, ohne das Klima zusätzlich zu belasten."


In den Industriestaaten müsse in jedem Fall zuerst gehandelt werden, so Mathias Seiche. Langfristig sei jedoch jedes Land dafür verantwortlich, umweltfreundlich zu handeln. Dies gelte auch für die Schwellenländer, in denen sich die Wirtschaft im Wachstum befinde.

Die Bundeskanzlerin wird an dem Klimatreffen von 70 Staats- und Regierungschefs sowie mehr als 50 weiteren Regierungsvertretern aus aller Welt zum Thema Klimaschutz teilnehmen. Es dient der Vorbereitung der UNO-Klimaverhandlungen im Dezember auf Bali.

Brot für die Welt und BUND sind Gründungsmitglieder der Klima-Allianz.