Myanmar: Mönche setzen Militärs unter Druck

Gewaltlos gefährlich

Seit fast 60 Jahren wird Myanmar, das frühere Birma, von verschiedenen Militär-Diktaturen beherrscht. Von Meinungsfreiheit keine Spur seitdem, nur buddhistische Mönche weisen immer wieder auf Misstände hin. Gerade protestieren sie gegen Preissteigerungen im Land. Gewaltlos und trotzdem gefährlich für die Regierenden.

 (DR)

Unterstützung aus der Bevölkerung
Auch am vierten Tag seit Beginn der Kundgebungen zogen Hunderte Mönche im strömenden Regen durch die Straßen von Myanmars Hauptstadt Rangun, wie asiatische Medien am Freitag berichteten. Die Mönche verzichten getreu ihrem Gelübde auf politische Parolen. Ziel der Demonstration war auch am Freitag wieder die Shwedagon Pagode, das größte Heiligtum des birmanischen Buddhismus.

Unterstützung erhalten die Mönche laut Berichten aus der Bevölkerung. Manche schlössen sich still der Demonstration an, andere grüßten die Mönche vom Straßenrand ehrerbietig mit vor der Stirn gefalteten Händen. Es sei auch zu Menschenketten um die Demonstrationen gekommen, um die Mönche vor Übergriffen der Sicherheitskräfte zu schützen.

Birmanische Politiker befürchten eine Ausdehnung der Proteste, wenn die Regierung nicht Gespräche mit den Demonstranten beginne. Thakin Chan Tun, ehemaliger Botschafter in China, rief die Regierung auf, "zur Lösung des Problems in einen Dialog einzutreten". Es sei denn, sie wolle einen Massenaufstand, sagte er der in Thailand erscheinenden birmanischen Exilzeitung "The Irrawaddy"

Weltsicherheitsrat tagt
Die Militärjunta, die sonst gegen Dissidenten schnell mit harter Hand vorgeht, wagt bisher nicht, scharf einzugreifen. Ein Sprecher der Militärjunta teilte am Freitag mit, die Regierung habe nicht die Absicht, den Ausnahmezustand auszurufen. In New York befasste sich der Weltsicherheitsrat mit den Ereignissen in Myanmar.

Experten sehen die Militärjunta in einer politischen Zwickmühle. Gehe sie mit Gewalt gegen die hoch angesehenen Mönche vor, könnte das eine Eskalation der ohnehin angespannten Lage zur Folge haben. Lasse sie jedoch die Mönche gewähren, könne das als Signal der Schwäche verstanden werden, was die unzufriedene Bevölkerung zu einem Massenaufstand gegen die Militärs nutzen könnte.

Preissteigerungen um 500 Prozent
Seit Mitte August gibt es in Myanmars Städten Proteste gegen die Preissteigerungen um 500 Prozent für Benzin. Die Mönche hatten ihre Protestserie am Dienstag begonnen, nachdem die Regierung am Montag ein Ultimatum der Mönche zur Entschuldigung für einen Gewalteinsatz gegen eine Mönchsdemonstration Anfang September hatte verstreichen lassen.

Mönche standen in den vergangenen Jahrzehnten bei Protesten gegen die seit 1962 regierende Militärdiktatur oft in der ersten Reihe. Einen von Ordensleuten angeführten Aufstand gegen die Junta 1988 hatten die Militärs mit blutiger Gewalt niedergeschlagen.