Im Streit um die Zukunft des Bonner Metropol-Kinos macht eine Bürgerinitiative mobil

Wie weit reicht der Denkmalschutz?

Kaufhaus oder Kino: Der jahrelange Streit um die Zukunft des im März 2006 stillgelegten und denkmalgeschützten Metropol-Kinos in Bonn strebt einem neuen Höhepunkt zu. Die Bürgerinitiative "Rettet das Metropol" hat unlängst ein Bürgerbegehren mit dem Ziel gestartet, das Metropol-Theater als Kulturstätte zu erhalten. Die Initiatoren wollen vor allem erreichen, dass die Stadt Bonn dafür sorgt, "die für das Lichtspieltheater charakteristische Geschlossenheit der Räume und der Abfolge der Räume" zu erhalten.

Autor/in:
Reinhard Kleber
 (DR)

Die Initiative hatte schon in der Vergangenheit kräftig für den Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes getrommelt, das die Eigentümer künftig für den Einzelhandel nutzen wollen. Mehr als 42 000 Unterschriften konnte der Trägerverein Pro Metropol bisher sammeln. Für das Bürgerbegehren braucht er nun knapp 10 000 rechtsverwertbare Unterschriften. "Wir sind überzeugt, dass wir die recht schnell zusammenbekommen, wollen uns aber nicht auf einen Zeitpunkt festlegen", sagt Matthias Keuthen, der Erste Vorsitzende des Vereins, auf ddp-Anfrage. Das Begehren solle vor allem "den Druck auf die Politik erhöhen, sich gesetzeskonform zu verhalten."
Das Gebäude am Markt in der Bonner Innenstadt war im Dezember 2005 zwangsversteigert worden. Für 3,1 Millionen Euro hatte eine Investorengruppe den Zuschlag erhalten, die zunächst ein Kaufhaus für Damenoberbekleidung in der Immobilie errichten wollte. Die Pläne lösten in der Region prompt Proteste aus. Es gründete sich eine Bürgerinitiative, die für den Erhalt des 1928 erbauten Metropol kämpft, das wegen seiner historischen und überregionalen Bedeutung 1983 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Sein 864 Plätze umfassender großer Saal ist der letzte größere Kinosaal im Art-déco-Stil in Deutschland.
Der Vorstoß der Bürgerinitiative gilt in erster Linie dem Rat der Stadt Bonn. Ende August hatte er die Entscheidung über die Zukunft des Metropol vertagt. Die Ratsmitglieder lehnten einstimmig sowohl eine Streichung des Hauses aus der Denkmalliste als auch die eingereichten Bauanträge des Eigentümers ab. Stattdessen sprach sich eine Mehrheit aus SPD und CDU dafür aus, mit dem Eigentümer weiter zu verhandeln.
Die Stadtverwaltung hatte ursprünglich eine Beschlussvorlage vorbereitet, nach der die geplanten Umbauten im Metropol im Sinne des Denkmalschutzes genehmigungsfähig seien. Nach Ansicht der Verwaltung standen die jüngsten Umbaupläne im Einklang mit den Erfordernissen des Denkmalschutzes. "Die denkmalprägenden Bauteile bleiben nach diesen Planungen erhalten", sagte Stadtkonservator Franz-Josef Talbot. Dazu zählen der Eingangsbereich, das Foyer mit dem Kassenhäuschen sowie der große Saal im Art-Déco-Stil der zwanziger Jahre mit Bühnenpodest und Kuppel.

Kurz zuvor hatte allerdings die Bezirksregierung Köln den Widerspruch des Eigentümers gegen die Ablehnung der Bauanträge vom September 2006 mit klaren Worten abgewiesen. Die Bezirksregierung argumentierte, schon durch seine Bauform könne das Metropol sowohl als Varieté als auch als Lichtspielhaus oder Theater genutzt werden. "Diese Nutzungen sind eindeutig denkmalverträglicher als die beantragte Änderung und Umnutzung zum Kaufhaus."

Verschärft hatte sich der Streit zuletzt, weil sich inzwischen neue Interessenten aus der Region gemeldet haben, die das Metropol gerne als Kino reaktivieren möchten. Außerdem hatte im Juni ein Gutachten der Rinke Medien Consult (RMC), das die Filmstiftung NRW in Auftrag gegeben hatte, bei den Anhängern des Metropol neue Hoffnung geweckt. Die RMC-Experten aus Wuppertal kamen zu dem Schluss, dass sich eine Nutzung des Metropol-Theaters als Kinobetrieb wirtschaftlich rechne.

Die Gutachter legten dar, dass Bonn mit seinem studentischen und bildungsbürgerlichen Publikum ein attraktiver Standort für ein Kino sei, zumal für das Metropol mit seiner zentralen Lage und seinem Bekanntheitsgrad. Voraussetzung für einen wirtschaftlichen Betrieb sei allerdings "ein starkes persönliches Engagement des Betreibers", der insbesondere das Marketing sowie die Aktivitäten, die das Filmprogramm flankieren, lenkt, organisiert und inhaltlich gestaltet.