Kasper bei Gottesdienst zu Elisabeth-Wallfahrt

"Wahrhaft ökumenische Heilige"

Von ihrem "einzigartigen Charme", wie es Kardinal Walter Kasper nannte, hatte die heilige Elisabeth auch den Bundespräsidenten überzeugt: "Sie bewegt das Herz, weckt den Geist und fordert die Tat", schwärmte Horst Köhler am Sonntag auf dem Erfurter Domplatz über die Landgräfin, die vor allem für ihre Sorge um Arme und Kranke weltweit verehrt wird. Die mehr als 20.000 Zuhörer quittierten seine Worte mit Beifall.

 (DR)

Höhepunkt des Gedenkjahrs
Das Bistum Erfurt hatte eingeladen, den 800. Geburtstag seiner Patronin mit einer Wallfahrt ganz groß zu feiern. Für die Thüringer Katholiken und viele Gäste aus Hessen, Bayern und Niedersachsen war es ihr Höhepunkt des Gedenkjahrs, mit dem die Kirchen noch bis November an den 800. Geburtstag der Heiligen erinnern. Der Freistaat Thüringen beteiligt sich ebenfalls, ist Elisabeth doch auch Patronin des Bundeslandes. Ein Vorbild auch für ihn persönlich, wie Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) vor den Pilgern bekannte.

Als ob der Landeschef die Bischofworte vom Vortag gehört hätte.
Zum Wallfahrtsauftakt hatte der Erfurter Bischof Joachim Wanke den Politikern die Landgräfin als Beispiel für den richtigen Gebrauch der Macht vorgehalten. Und auch der evangelische Landesbischof Christoph Kähler empfahl den Regierenden bei der nächtlichen Lichterprozession durch Erfurts Altstadt das Mitgefühl und die Weitsicht Elisabeths.

Auch Papst Benedikt meldete sich zu Wort
Viele würdigende Worte lobten die gebürtige ungarische Königstochter auch am Sonntag. Allen voran von Benedikt XVI: Elisabeth sei eine "wahrhaft europäische Heilige", die mit ihrem Vorbild Menschen über Ländergrenzen zusammenführe, ließ der Papst seinen Botschafter, Erzbischof Erwin Josef Ender, beim Festgottesdienst auf den Domstufen ausrichten. Unter ungezählten Kirchenfahnen war die Heilige quasi selbst zugegen. Inmitten der mehr als 20 Bischöfe stand ein wertvolles Armreliquiar, das der Überlieferung nach Knochen Elisabeths enthält.

In Zeiten ökumenischer Verstimmungen hoben Kasper und Köhler zudem die Konfessionen übergreifende Verehrung der Heiligen hervor. "Sie verbindet uns alle", betonte der Kurienkardinal, der den Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen leitet.

"Wie Elisabeth schauen sie hin und packen zu"
Der evangelische Staatschef nutzte die Gelegenheit auch für einen besonderen Dank an die vielen Frauen, die sich sozial engagieren.
"Wie Elisabeth schauen sie hin und packen zu", sagte Köhler und setzte selbstkritisch nach: "Wir Männer stehen ihnen in manchem nach". Zudem würdigte er den Beitrag der Christen in der DDR: "Aus ihren Reihen heraus begann der Umbruch, der zum Sturz des Regimes und zur deutschen Wiedervereinigung führte", betonte Köhler.

In seinem Schlusswort verschwieg Bischof Wanke die religiöse Gleichgültigkeit und den Skeptizismus nicht, dem die ostdeutschen Christen heute anstelle staatlicher Pressionen begegnen. Zugleich sei er erstaunt und dankbar, bekannte der Bischof, welches Echo das Elisabethjahr weit über die Kirchen hinaus gefunden habe. Es müsse etwas geben, was alle Menschen an dieser Frau fasziniere.

Zum Abschluss seines Erfurtbesuchs und zu den Klängen der weltbekannten Gloriosa-Glocke des Doms überzeugten sich der Bundespräsident und seine Gattin noch im kleinen Kreis von dieser Faszination. Gemeinsam mit Althaus und Kähler und deren Ehefrauen besichtigte das Präsidentenpaar die jüngst restaurierten mittelalterlichen Fresken mit Szenen aus dem Leben Elisabeths in der Nikolaikirche.