Kirche und Islam-Verband planen interreligiöse Jugendarbeit

Gemeinsam gegen Vorurteile

Die katholische Kirche und die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) wollen das Thema Religion stärker in der Jugendsozialarbeit verankern. Viele Jugendliche seien religiös entwurzelt und hätten Probleme, ihren Lebensweg zu finden, erklärten Jugendbischof Franz-Josef Bode und der DITIB-Dialogbeauftragte Bekir Alboga am Montag in Köln.

 (DR)

Darum sollten christliche und islamische Traditionen stärker in die praktische pädagogische Arbeit einbezogen werden. So lasse sich womöglich verhindern, dass Jugendliche in gefährliche, extremistische Weltanschauungen rutschten, betonte Bode, der Vorsitzender der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz ist.

Die Mitarbeiter in sogenannten Offenen Türen, wo Jugendliche sich treffen können, und Jugendberufshilfe-Einrichtungen müssten künftig mehr in religiösen Fragen geschult werden, hieß es. "Wir wollen gemeinsam mit den Kirchen professionelle Projekte entwickeln, bei denen christliche und muslimische Jugendliche sich gegenseitig als Gläubige und nicht als Konkurrenten kennenlernen", sagte der DITIB-Beauftragte. Gerade junge Zuwanderer der dritten Generation seien religiös verunsichert. In staatlichen und kirchlichen Kindergärten und Schulen hätten sie christliche, aber keine islamischen Traditionen kennen gelernt. Umso wichtiger sei es, das in der Jugendarbeit nun gezielt aufzufangen. DITIB baue diese auch im eigenen Verband auf.

Gemeinsame Aktivitäten
Bode betonte: "Die Jugendsozialarbeit kann viel zur Integration und zum interreligiösen Dialog beitragen." Wenn es um existenzielle Fragen wie Ausbildung, Wohnungssuche, Beziehungs- und Familienprobleme gehe, könne der Glauben sinnstiftende Antworten geben und zur Identitätsstärkung beitragen. Hilfreich sind nach Einschätzung des Geistlichen auch gemeinsame Freizeit- und Sozialaktivitäten von christlichen und muslimischen Jugendlichen, weil diese sich dabei gegenseitig befragten und so ihren eigenen Standpunkt festigen könnten.

Bode und Alboga äußerten sich bei einer Fachtagung mit rund 160 Experten, bei der verschiedene christlich-muslimische Jugendprojekte präsentiert wurden. Das Thema lautete "Interreligiöse Jugendsozialarbeit - Religiöse Identitätsfindung in der multireligiösen Gesellschaft". Veranstalter waren die Katholische Fachhochschule Nordrhein-Westfalen, die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit, DITIB und das Referat für Interreligiösen Dialog der Erzdiözese Köln. Gefördert wurde die Konferenz aus Mitteln des Bundesjugendministeriums und des Europäischen Sozialfonds.