Das ZdK spricht sich gegen Änderung der Stichtagsreglung aus

Schavan will adulte Stammzellenforschung fördern

Bundesbildungsministerin Annette Schavan will mit einem neuen Förderprogramm die Forschung an den ethisch unstrittigen adulten Stammzellen intensiver unterstützen. Langfristiges Ziel sei, die Forschung mit embryonalen Stammzellen überflüssig zu machen, sagte Schavan am Montag in Berlin. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) wandte sich unterdessen gegen eine Lockerung des Stammzellgesetzes.

 (DR)

ZdK gegen Lockerung des Stammzellgesetzes
Am geltenden Stichtag für die Einfuhr und Verwendung embryonaler Stammzellen sollte festgehalten werden, forderte nun ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer in einem Schreiben an die Bundestagsparteien.

Wer eine Änderung der Stichtagsregelung beabsichtigt, muss dafür überzeugende ethische Argumente vorbringen." Die Berufung auf Regelungen im Ausland und die Wettbewerbssituation leisteten dies nicht. Meyer verwies auf die Gefahr, dass die Stichtagsreglung bei einer einmaligen Verschiebung zur "Wanderdüne" würde.

Fünf Millionen Euro Förderung
SPD, Grüne, FDP und Linksfraktion begrüßten das Vorhaben Schavans. FDP und Linksfraktion unterstrichen jedoch, auch die embryonale Stammzellforschung werde weiter benötigt.

Für den Förderschwerpunkt stehen zunächst fünf Millionen Euro bereit.
Schavan unterstrich, Deutschland solle weiter bei der adulten Stammzellforschung in der Spitzengruppe bleiben. Mit dem Programm werde daher die Isolierung von adulten Stammzellen, die Erweiterung ihres Potenzials und die Entwicklung neuer Verfahren zu ihrer Gewinnung gefördert.

"Substanz des Gesetzes"?
Aus den adulten Stammzellen von erwachsenen Menschen, die sich unter anderem im Knochenmark, im Gehirn und im Nabelschnurblut finden, können unterschiedlichste Arten von Ersatzzellen gebildet werden.

Embryonale Stammzellen gelten als leistungsfähiger, doch bei ihrer Gewinnung werden Embryonen "verbraucht", die in der Regel bei künstlicher Befruchtung übrig geblieben sind. Dieses Verfahren ist ethisch umstritten.
Zur Debatte um eine mögliche Novellierung des Stammzellgesetzes sagte Schavan, die "Substanz des Gesetzes" werde bleiben. Dazu zähle auch die sogenannte Stichtagsregelung. In der Regierung herrsche der Konsens, dass es keinen Anreiz für den Verbrauch menschlicher Embryonen geben dürfe, so die Ministerin.

Zu einer möglichen Verschiebung der Stichtagsregelung wollte Schavan sich nicht äußern. Sie sagte nur, eine neue parlamentarische Debatte werde auf die Diskussion hinauslaufen, ob der Stichtag beibehalten werde oder nicht. Bisher dürfen nur solche embryonalen Stammzellen in Deutschland von Forschern genutzt werden, die vor dem 1. Januar 2002 hergestellt wurden. Forscher haben mehrfach eine Verschiebung oder Aufhebung des Stichtags gefordert. Auch SPD-Ethikexperte René Röspel will einen interfraktionellen Antrag ins Parlament einbringen, der eine einmalige Verschiebung fordert.

FDP und Linke warnen
Röspel und SPD-Forschungsexperte Jörg Tauss begrüßten Schavans Förderinitiative. Mit adulten Stammzellen könne die Wissenschaft seit Jahren klinische und therapeutische Erfolge vorweisen, während mit embryonalen Stammzellen bisher nur reine Grundlagenforschung gemacht werde.
Die forschungspolitische Sprecherin der Grünen, Priska Hinz, lobte Schavans Initiative, mahnte aber mehr Fördermittel an. Hier sollte die Bundesministerin einen Schwerpunkt in der Biotechnologie setzen, sagte Hinz. Petra Sitte von der Linksfraktion warnte davor, adulte und embryonale Stammzellforschung gegeneinander auszuspielen.

FDP-Technologieexpertin Ulrike Flach sagte, das Ziel, embryonale Stammzellforschung überflüssig zu machen, liege diametral gegen die Entwicklung der Forschung.