Bush entscheidet über zukünftige Irak-Strategie - US-Kirche spricht sich gegen Engagement aus

Nicht nachlassen

Präsident Bush hatte die US-Truppen im Irak um 30.000 Soldaten aufgestockt. Dadurch konnte der Armee nach Einschätzungen der Führung Erfolge für die Sicherheit im Irak erzielen. General Peraeus, der Oberbefehlshaber der US-Truppen im Irak, hält es für möglich, die Truppen bis zum Sommer 2008 wieder auf die alte Stärke zu reduzieren ohne die erzielten Fortschritte zu riskieren. Die Demokraten forderten auch nach dem Bericht einen schnelleren Abzug der US-Truppen.

 (DR)

Die Demokratin Nancy Pelosi, Sprecherin des Abgeordnetenhauses, nannte den Vorschlag von Petraeus "einfach inakzeptabel". Andere Demokraten warfen Präsident Bush vor, dass seine Strategie im Irak gescheitert sei und die USA den Irak verlassen müssten, "zum Wohle jenes Landes und unseres eigenen", wie der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Tom Lantos ausführte.

Der Oberbefehlshaber der US-Armee im Irak, David Petraeus und der US-Botschafter in Bagdad, Ryan Crocker, haben dem US-Kongress am Montag ihren Bericht zur Lage im Irak vorgestellt. Beide Experten baten die Abgeordneten vor allem um Geduld. "Ich kann Erfolg im Irak nicht garantieren, aber ich glaube, dass er zu erreichen ist", sagte Irak-Botschafter Crocker vor dem Kongress. Er warnte die Abgeordneten vor den Folgen eines schnellen Abzugs der amerikanischen Streitkräfte. "Ich bin mir sicher, dass ein drastisches Nachlassen in unseren Anstrengungen zu einem Fehlschlag führen würde."

Mit einem Teilabzug würden die USA gegenüber der irakischen Führung signalisieren, dass der Irak selber "auf die Füße kommen" müsse, sagte Dr. Bruno Schoch im domradio-Interview. Der Irak signalisierte am Montag denn auch seine grundsätzliche Zustimmung zum angekündigten Teilabzug. Voraussetzung sei allerdings eine Abstimmung der Pläne mit dem Irak, sagte dessen Regierungssprecher Ali al-Dabbagh am Montag. "Aber ein plötzlicher Rückzug wäre in niemands Interesse, weder in dem der Region noch in dem des Irak". Petraeus sprach von "verheerenden Konsequenzen", die ein rascher Abzug mit sich brächte.

Auch wenn die USA mit den politischen Erfolgen der von den Schiiten geführten Regierung unter Ministerpräsident Nouri al-Maliki unzufrieden seien, so sollten sie ihn doch weiter unterstützen. Es gebe derzeit kaum eine Alternative, so General Petraeus.

Entscheidung steht noch aus
Am heutigen Dienstag präsentiert der Oberkommandierende seinen Bericht vor dem Senat. Die Bush-Administration muss sich nach einer Auflage des amerikanischen Kongresses bis zum 15. September dazu äußern, welche Fortschritte bei der Umsetzung von 18 Zielvorgaben im Irak erreicht worden sind. Dazu gehört die Aufteilung der Einnahmen aus dem Ölgeschäft zwischen den Provinzen, ein Gesetz zur Wiedereingliederung von Anhängern des früheren irakischen Machthabers Saddam Hussein und Provinzwahlen.

Zum Ende der Woche will Präsident Bush in einer Rede an die Nation seine zukünftige Strategie für den Irak darlegen. Bush sagte am Samstag, es gehe um eine Vision für das künftige Engagement im Irak, die von allen Amerikanern mitgetragen werden könne.

US-Kirche gegen Irakengagement
Die protestantische US-Kirche "United Church of Christ" forderte im Vorfeld des Petraeus-Berichts die Regierung in Washington auf, den Krieg im Irak und den "arroganten Alleingang" der USA zu beenden. Das Vertrauen in die Vereinigten Staaten und ihr Ansehen in der Welt seien für eigennützigen politischen Gewinn verspielt worden, heißt es in einem Brief an alle 6.000 Gemeinden, den Pfarrerin Beth Long-Higgins (Columbus/Ohio) am Samstag bei einem Forum der evangelischen Kirche in Westfalen in Iserlohn vorstellte.

Der Appell soll am 16. September in den Gottesdiensten der 1,4 Millionen Mitglieder zählenden Kirche verlesen werden. Ziel sei es, mindestens 100.000 Unterschriften zu sammeln, die an Kongress und Regierung übergeben werden sollen, so die Pastorin. Der Brief verurteilt die Rechtfertigung des Irakkrieges als einzigen Weg, den Terror zu beenden. Stattdessen habe er nur mehr Terror und Blutvergießen hervorgebracht und das öffentliche Leben im Irak zerstört.