Treffen in Rumänien soll zwischen den Kirchen Störungen glätten

Ökumene zur rechten Zeit

Die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung, die heute im rumänischen Sibiu (Hermannstadt) beginnt, kommt zur rechten Zeit: Das Glaubenspapier aus dem Vatikan hatte die Beziehungen zwischen Protestanten und Katholiken zuletzt belastet. Jetzt soll in der Stadt am Rand der Karpaten wieder mehr das Gemeinsame zwischen den großen Konfessionsfamilien betont werden.

Autor/in:
Stephan Cezanne
 (DR)

"Wir brauchen dringend christliche Positionen in Europa"
Vom 4. bis 9. September kommen mehr als 2.000 Christen in der Stadt in Siebenbürgen zusammen. "In Europa haben viele Menschen die Orientierung verloren, das Bewusstsein für gemeinsame Werte und Grundlagen", beklagt die hannoversche Bischöfin Margot Käßmann. Vor allem müssten die Kirchen nach außen stärker mit einer Stimme sprechen, forderte sie: "Wir brauchen dringend christliche Positionen in Europa." Das gelte etwa für Fragen der Globalisierung, des Friedens und der Flüchtlingspolitik.

In Sibiu sollen daher Themen wie die europäische Einheit, das Verhältnis der Kirchen zueinander, christliche Spiritualität und die Folgen des Klimawandels beraten werden. "Die Menschen in Europa erwarten von ihren Kirchen wichtige Schritte zu einem glaubwürdigen gemeinsamen Zeugnis", erklärt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, der Berliner Bischof Wolfgang Huber.

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hofft auf einen missionarischen Aufbruch durch das Treffen. Wenn das Zusammenwachsen Europas und der Welt gelingen solle, bedürfe es der verantwortlichen Gestaltung dieser Prozesse. "Dazu müssen die Christen ihren Beitrag leisten", betonen die deutschen Bischöfe.

Und wieder das Schreiben der vatikanischen Glaubenskongregation
In Sibiu wird aber wohl auch das Mitte Juli veröffentlichte umstrittene Vatikan-Papier zum Kirchenverständnis eine Rolle spielen. In dem Text hatte die katholische Kirche erneut der evangelischen Kirche den Status einer Kirche abgesprochen. Die Orthodoxen wurden darin zwar als "Schwesterkirchen" bezeichnet. Das jüngste Dokument der vatikanischen Glaubenskongregation zeigt nach Auffassung des Moskauer Patriarchats jedoch auch die Gräben zwischen Katholiken und Orthodoxen. Das Schreiben demonstriere, "wie gespalten wir sind", sagte der orthodoxe "Außenminister", Metropolit Kyrill, in Moskau.

Die von der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und dem katholischen Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) getragene Tagung steht unter dem Motto "Das Licht Christi scheint auf alle. Hoffnung auf Erneuerung und Einheit in Europa." Die katholische Reformbewegung "Wir sind Kirche" bedauerte jedoch, dass dieser Dritten Ökumenischen Versammlung fast nur kirchliche Hauptamtliche angehören. Dies sei ein großer Unterschied zu den Vorgängertreffen in Basel und Graz: "Die Kirchenleitungen haben leider versucht, den Schwung der ökumenischen Basisbewegungen unter ihre Kontrolle zu bringen."

Dem widersprach der EKD-Auslandsbischof Martin Schindehütte: "Auf der Zweiten Ökumenischen Versammlung in Graz 1997 haben die Basisgruppen teilgenommen, aber waren keine ordentlichen Delegierten. In Sibiu nehmen Basisgruppen als ordentliche Delegierte teil." Das sei ein Fortschritt und kein Rückschritt.

Anknüpfen an Highlights der letzten Jahrzehnte
In Sibiu soll allerdings auch an eines der ökumenischen Highlights der letzten Jahrzehnte angeknüpft werden: an die im April 2001 in Straßburg verabschiedeten "Charta Oecumenica", die als eines der bedeutendsten gemeinsamen Dokumente der christlichen Kirchen in Europa gilt. Das Papier schreibt erstmals seit rund tausend Jahren die Zusammenarbeit der Kirchen verbindlich fest. Einigkeit unter den Kirchen sei Voraussetzung für Frieden unter den Nationen, heißt es in dem Text. Gemeinschaft im Abendmahl ist dabei ein Ziel unter vielen.

Doch in den großen Streitfragen zwischen den Konfessionen - wie etwa der Trennung beim Abendmahl, der Frauenordination oder in der Sexualethik - geht es zurzeit nicht weiter. Hier werden auch in Sibiu keine Wunder erwartet. Umso mehr betonen die Kirchen in Europa ihre Einheit beim Kampf gegen Armut und soziale Ungerechtigkeit, beim Umweltschutz oder der Versöhnung zwischen den Völkern.

Durch das Christentreffen in Rumänien sollen auch die osteuropäischen Länder eine Aufwertung erfahren. Rumänien trat erst im Januar dieses Jahres der Europäischen Union bei. Sibiu ist auch Kulturhauptstadt Europas 2007.