Kardinal Kasper: Keine Alternative zur Ökumene, aber Unterschiede, die "leider bestehen"

Keine "Kuschel- und Schummelökumene"

Kurienkardinal Walter Kasper hat das umstrittene Vatikan-Papier zum Kirchenverständnis verteidigt. "Es war nicht unsere Absicht, irgendjemand zu verletzen oder herabzusetzen", sagte der vatikanische "Ökumene-Minister" auf der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung am Mittwoch im rumänischen Sibiu (Hermannstadt). Die katholische Kirche habe mit dem Text vielmehr die Unterschiede zwischen den Kirchen, "die leider bestehen", herausgestellt. Papst Benedikt XVI. hat der Versammlung eine Grußbotschaft übermittelt.

 (DR)

In dem am Mittwoch veröffentlichten Schreiben bekennt sich das Oberhaupt der katholischen Kirche zum Einsatz für die Ökumene und zur "Einheit in legitimer Vielfalt". Das Ökumene-Treffen war am Dienstagabend im rumänischen Sibiu eröffnet worden. Für den künftigen Weg zur Einheit der Christen seien "der Dialog der Wahrheit und die Begegnung im Zeichen der Brüderlichkeit" maßgeblich, so Benedikt. Wichtig sei auch der "geistliche Ökumenismus".

Kasper gegen "Kuschel- und eine Schummelökumene"
Eine "Kuschel- und eine Schummelökumene, die bloß nett miteinander zu sein will", helfe nicht weiter. Weiter helfe nur der klare und wahrhaftige Dialog, so Kasper laut vorab verbreitetem Redetext. Mitte Juli hatte die römische Glaubenskongregation ein Papier veröffentlicht, in dem sich die katholische Kirche erneut von den Protestanten abgrenzt. Der evangelischen Kirche wird darin der Status einer Kirche abgesprochen.

Wichtig sei jetzt, dass die Christen über den Unterschieden nicht das Gemeinsame aus dem Auge verlieren. Dies komme auch in dem Vatikan-Dokument zum Ausdruck. Ausdrücklich sei dort gesagt, dass Jesus Christus auch in den von Rom getrennten "Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften heilswirksam gegenwärtig" sei. Vor wenigen Jahrzehnten sei diese Aussage noch völlig undenkbar gewesen. Zur Ökumene gebe es daher keine Alternative.

Zur Frage des gemeinsamen Abendmahls sagte Kasper, weil "wir uns nicht einig sind über das Verständnis der Kirche und in großen Teilen auch nicht über das Verständnis der Eucharistie, können wir uns nicht gemeinsam an dem einen Tisch des Herrn versammeln". Es helfe nicht, diese Wunde zu verdecken. Man müsse sie, "auch wenn es schmerzt", offen legen, nur dann könne man sie heilen. Kasper wies dabei einseitige Schuldzuweisungen zurück. Alle Historiker hätten gezeigt, dass diese geschichtlicher Nachprüfung nicht standhalten. Meist sei die Schuld auf beide Seiten verteilt.

Kasper plädierte dafür, sich im ökumenischen Dialog nicht in den Unterschieden zwischen den Kirchen zu verhaken. "Wir stehen auf festem gemeinsamen Boden. Denn bei allem, was orthodoxe, evangelische und katholische Christen unterscheidet, das Bekenntnis zu Jesus Christus verbindet uns", bekräftigte der Kardinal vor rund 2.000 Teilnehmern des Christentreffens. "Ohne dieses Fundament würden wir auf Sand bauen und Luftschlösser konstruieren."

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