Lehmann: Interreligiöser Dialog unverzichtbar - aber nicht um jeden Preis

Religionsfreiheit als Menschenrecht

Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hält den interreligiösen Dialog für unverzichtbar, will ihn aber an bestimmte Voraussetzungen geknüpft wissen. Ein zentrales Kriterium sei das Eintreten für Religionsfreiheit, betonte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz am Dienstagabend in Mainz. Die Anerkennung der Religionsfreiheit als ein Menschenrecht sei Prüfstein dafür, ob eine Religion sich den Spielregeln des menschlichen Zusammenlebens unter heutigen Bedingungen stelle. Lehmann äußerte sich bei der Verleihung des diesjährigen Pax-Bank-Preises der Pax-Bank-Stiftung.

 (DR)

Ein Dialog sei nur dann möglich so Lehmann, wenn man sich zunächst als ebenbürtig akzeptiere, unbeschadet aller Unterschiede. Das Gewaltproblem sei in jeder Religion von elementarer Bedeutung, betonte der Kardinal. Wer seine Überzeugungen mit Macht und Gewalt durchsetzen wolle, schließe sich aus jedem verantwortungsvollen Dialog der Religionen aus.
Die missionarische Ausrichtung von Religion stehe im Dienst des Menschen und dürfe nicht dazu führen, dass sie die Freiheit, zu glauben oder nicht zu glauben, gefährde oder verletze.

Lehmann äußerte sich bei der Verleihung des diesjährigen Pax-Bank-Preises der Pax-Bank-Stiftung. Ausgezeichnet wurde das von einer katholischen, einer evangelischen und zwei Moschee-Gemeinden getragene Duisburger Projekt "Religionspädagogischer Austausch über die Glaubensvermittlung an Kinder und Jugendliche". Mit dem Preis werden Initiativen zum interkulturellen Dialog gewürdigt. Erstmals wurde die mit 2.500 Euro dotierte Auszeichnung vor zwei Jahren verliehen.

Duisburger Hospitationsprojekt
Mit dem Duisburger Hospitationsprojekt wird die religionspädagogische Zusammenarbeit von Katholischer Kirche, Evangelischer Kirche und der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) gewürdigt. Ziel des Projektes ist es, eine Kultur des interreligiösen und interkulturellen Lernens zu schaffen, um gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Im Rahmen gegenseitiger Besuche haben sich dabei eine katholische, eine evangelische und zwei Moschee-Gemeinden in Duisburg kennen gelernt. Die gegenseitigen Hospitationen sollten vor allem Einblick geben, wie Kinder und Jugendliche in den Gemeinden an Glauben und Glaubenspraxis herangeführt werden, und wie sie befähigt werden, selbst über ihren Glauben Auskunft zu geben. Nach den gegenseitigen Besuchen haben die Gemeinden vereinbart, dass sich die Jugendlichen der vier Gemeinden künftig regelmäßig besuchen werden. Inzwischen haben auch andere Gemeinden Interesse an gegenseitigen Hospitationen zum Ausdruck gebracht.