Ein Kardinal verlässt wegen Abtreibungsfrage amnesty

Amnesty - eine Gewissensfrage

Wegen des Kurswechsels in der Abtreibungsfrage gibt ein weiterer britischer katholischer Bischof seine Mitgliedschaft bei amnesty international (ai) auf. Der schottische Kardinal Keith O'Brien nennt die Entscheidung in einem am Dienstag veröffentlichten Brief an ai eine Gewissenfrage. Die 1948 auf den Grundlagen der Erklärung der Menschenrechte inklusive des Rechts auf Leben gegründete Organisation scheine sich an die Spitze einer Kampagne für ein Recht auf Abtreibung zu setzen. Das verstoße gegen das fundamentale Recht auf Leben.

 (DR)

O'Brien sprach sich dafür aus, dass bisherige ai-Mitglieder ihre Beiträge künftig an Organisationen zahlen, die das Recht auf Leben eines jeden Menschen wirklich förderten und Frauen unterstützten, die Opfer von Gewalt, besonders Vergewaltigungen, geworden seien.

In der vergangenen Woche hatte wegen der Abtreibungsfrage bereits der Bischof von East Anglia, Michael Evans, seine ai-Mitgliedschaft nach 31 Jahren aufgegeben. Auch die katholischen US-Bischöfe verurteilten den Kurswechsel der Menschenrechtsorganisation scharf.

Straffreie Abtreibung
Das höchste Beschlussgremium von amnesty, die ai-Ratstagung, hatte sich zuletzt in Mexiko-Stadt mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, Abtreibungen von jeder Strafe freizustellen.
Schwangere müssten etwa nach Vergewaltigung, Inzest und bei Lebensgefahr ein "Recht auf Abtreibung" haben. Darüber hinaus forderten die Delegierten einen freien Zugang von Frauen zu medizinischen Leistungen nach Abtreibungen. Die Unterstützung eines allgemeinen Rechts auf Abtreibung wurde nicht beschlossen.