Bischöfin Käßmann fordert Gratis-Kita für Bedürftige

"Weichen frühzeitig stellen"

Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann fordert angesichts der steigenden Kinderarmut einen kostenlosen Kita-Platz für Bedürftige. "Gerade Kinder aus armen Familien sind angewiesen auf gute Betreuung und frühe Bildungsangebote. Für diese Kinder sollte die Betreuung beitragsfrei sein", sagte Käßmann der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse". In Deutschland sei immer noch nicht im Bewusstsein, dass viel früher in Kinder investiert werden müsse als bisher: "Die entscheidenden Weichenstellungen geschehen vor der Einschulung", sagte die Bischöfin.

 (DR)

Käßmann forderte zudem, die Hilfen für Kinder von "Hartz IV"-Empfängern zu überprüfen. "Immer mehr Kinder in Ganztagsschulen oder Kindertagesstätten können sich die Mahlzeiten dort nicht leisten", kritisierte sie und forderte in Schulen und Kindergärten eine kostenlose Mahlzeit für arme Kinder.

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) wies die pauschale Kritik des Deutschen Kinderschutzbundes an der Politik der großen Koalition zurück. "Es ist richtig, dass sich die gute Arbeitsmarktentwicklung noch zu wenig positiv auf die Zahl der Kinder in 'Hartz IV' auswirkt", sagte sie der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Die allermeisten Eltern wollten arbeiten. Das zeige schon die Tatsache, dass 60 Prozent der Paare mit Kindern, die "Hartz IV" brauchten, arbeiteten.

Dagegen erwirtschaften gerade einmal 15 Prozent der Alleinstehenden, die "Hartz IV" beziehen, ein eigenes Einkommen. "Diesen Eltern, die sich wirklich bemühen, können wir gezielt helfen durch den Kinderzuschlag und gute Kinderbetreuungsangebote", sagte von der Leyen. Das mache sie unabhängig von "Hartz IV", schaffe neue Lebensperspektiven und stärke sie in der Vorbildrolle für ihre Kinder.

Angesichts der Kompromiss-Signale im Streit um die Krippenfinanzierung bekräftigte Bayerns Familienministerin Christa Stewens (CSU) die Forderung ihrer Partei nach Einführung eines Betreuungsgelds für die häusliche Kindererziehung. "Das Betreuungsgeld ist untrennbar mit einem Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz verbunden und mit dem Ausbau der Betreuungsmöglichkeiten für Kleinkinder insgesamt", sagte Stewens der "Passauer Neuen Presse".

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hatte zuvor erklärt, es gebe Anzeichen für eine Einigung in Streit um die Finanzierung des Krippenausbaus. Der Bund sei bereit, den Anteil für die laufenden Betriebskosten der Kitas zu erhöhen. Es bleibe jedoch beim insgesamt zugesagten Fördervolumen von vier Milliarden Euro. Es wäre sehr erfreulich, wenn auf dieser Basis eine Lösung gelänge, so Steinbrück weiter.

Die Kommunen verlangten eine stärkere Beteiligung des Bundes an den Betriebskosten von Kinderkrippen. Erforderlich sei, dass der Bund "mindestens drei Milliarden Euro bereits ab 2008" zur Verfügung stelle, sagte Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes.