Kirche veröffentlicht Bericht über Stasi-Kontakte nicht und übt auch keine Kritik an Radio Maryja

Seltsame Signale aus dem Osten

Die polnische katholische Kirche wird die Namen der über zehn Bischöfe, die die ehemalige kommunistische Geheimpolizei (SB) als Mitarbeiter führte, nicht veröffentlichen. Das Ergebnis der Überprüfung der Akten sei nur für den internen Gebrauch bestimmt, sagte der Erzbischof von Warschau-Praga, Leszek Glodz, am Wochenende am Rande der Tagung der Polnischen Bischofskonferenz in Tschenstochau. Weitere Überraschung: Die Polnische Bischofskonferenz wird nicht gegen den umstrittenen "Radio Maryja"-Chef Pater Tadeusz Rydzyk aktiv.

 (DR)

Glodz ist Verbindungsmann zwischen den Bischöfen und einer Historischen Kommission der Kirche, die die Geheimpolizei-Verstrickungen von Geistlichen aufarbeitet. Anfang Oktober solle der Bericht der Apostolischen Nuntiatur, also der Botschaft des Vatikan, in Warschau übergeben werden, so der Erzbischof. Selbst wenn die Geheimpolizei jemanden als Mitarbeiter geführt habe, müsse dieser nicht tatsächlich ein Spitzel gewesen sein, betonte Glodz. Die polnische Kirche sei in Osteuropa ein Pionier in der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit während des Kommunismus.

Polens Bischöfe wollen nichts gegen Pater Rydzyk unternehmen
Die Polnische Bischofskonferenz wird nicht gegen den umstrittenen "Radio Maryja"-Chef Pater Tadeusz Rydzyk aktiv.
Es würden zunächst keine disziplinarischen Schritte unternommen, sagte der Vorsitzende des Episkopats, Erzbischof Jozef Michalik, am Wochenende am Rande einer Tagung der Diözesanbischöfe auf dem Klosterberg Jasna Gora (Heller Berg) in Tschenstochau. "Man kann einen Menschen nicht wegen eines Wortes oder wegen einer taktlosen Äußerung beurteilen", so Michalik. Rydzyk steht unter anderem wegen antisemitischer Äußerungen und der Beleidigung des Präsidentenpaares in der Kritik.

Im Vorfeld der Tagung der Bischofskonferenz hatte der Danziger Erzbischof Tadeusz Goclowski öffentlich dafür geworben, dass die Bischöfe den Vatikan um Sanktionen gegen den Senderchef bitten. Rydzyks Verhalten sei für die Kirche in Polen schädlich, so Goclowski. Mit einem Marktanteil von 2,5 Prozent liegt Radio Maryja auf Platz fünf unter den Radiosendern in Polen.

In ihrer am Sonntag veröffentlichten Abschlusserklärung äußerten sich die Bischöfe nur allgemein zur Verantwortung der Medien, erwähnten jedoch Rydzyk nicht. "Wir erinnern daran, dass die Sprache eines Politikers und besonders eines Christen und Priesters keine Sprache des Hasses und der Aggression sein kann", schrieben die Bischöfe. Katholische Medien sollten dem Wohl des Vaterlandes dienen, ohne sich mit einer politischen Gruppierung zu identifizieren. Zugleich kritisierten die Bischöfe, dass die Art der politischen Auseinandersetzung in Polen insbesondere junge Bürger davon abhalte, sich zu engagieren.

Der Erzbischof des Warschauer Stadtteils Praga, Leszek Glodz, sagte wörtlich: "Es gibt kein Problem Radio Maryja." Die Angelegenheit sei mit der Berufung eines bischöflichen Programmbeirats für den Sender im Mai vergangenen Jahres bereits gelöst.

Die Staatsanwaltschaft Torun (Thorn) hatte am vergangenen Dienstag die Ermittlungen gegen den Redemptoristenpater wegen des Verdachts der Beleidigung und antisemitischer Äußerungen eingestellt. Zur Begründung hies es, die im April gehaltene Hochschul-Vorlesung stelle kein rechtliches Vergehen dar.

Das Nachrichtenmagazin "Wprost" hatte Anfang Juli Tonaufnahmen eines Vortrags veröffentlicht, in dem Rydzyk den Staatspräsidenten Lech Kaczynski vor Studenten beleidigt und seine Gattin als Hexe beschimpft haben soll. Auch der Satz "Der Präsident ist ein Betrüger, der sich der jüdischen Lobby fügt"
trug dem Redemptoristen starke Proteste ein. Rydzyk bestritt die Äußerungen und entschuldigte sich gleichzeitig. (KNA, dr)