Huber: Vatikan baut "ökumenische Blockade" auf

Streit der christlichen Kirchen "peinlich"

Der evangelische Bischof Wolfgang Huber hat am Wochenende mehrfach den Streit zwischen den großen Kirchen kritisiert. Dem Vatikan warf der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Samstag in Hamburg vor, eine "ökumenische Blockade" zu errichten. Am Sonntag sagte er in Altenberg bei Köln: "Im Licht des Evangeliums ist es peinlich, wenn wir darüber streiten, ob die römisch-katholische oder die evangelische Kirche näher bei Christus sitzen darf."

 (DR)

Huber bemängelte erneut, dass Rom die Kirchen der Reformation nicht als "Kirchen im eigentlichen Sinn" ansehe. Mit Blick auf eine im Juli veröffentlichte Erklärung der vatikanischen Glaubenskongregation sagte er, der Vatikan könne "allenfalls darüber befinden, was es bedeutet, eine Kirche im katholischen Sinn zu sein".

In der vergangenen Woche hatten Spitzenvertreter der katholischen Kirche zu mehr Anstrengungen in der Ökumene aufgerufen und für einen Dialog geworben. Der im Vatikan für Ökumene zuständige Kurienkardinal Walter Kasper räumte ein, dass das Dokument auf viele Protestanten und Katholiken verletzend gewirkt habe: "Man hätte das Gemeinte besser ausdrücken können." Kardinal Karl Lehmann betonte, nach der Stellungnahme der Glaubenskongregation "gibt es da und dort eine bittere Stimmung, aber eben leider auch viel Unkenntnis und Missverständnisse". Jetzt müsse "wieder alle Kraft nach vorne gerichtet werden", so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. (KNA)

Die Vatikan-Erklärung hatte das katholische Selbstverständnis unterstrichen, "die einzige wahre Kirche Christi zu sein". Die evangelischen Gemeinschaften seien nicht Kirchen im eigentlichen Sinne. Sie hätten aber "zweifellos einen kirchlichen Charakter und einen daraus folgenden Heilswert".

Mit Blick auf das Dokument zitierte Huber den in der Bibel überlieferten Ausspruch Jesu: "Wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein." Ohne das römische Papier direkt zu nennen, sagte der EKD-Vorsitzende, eine Debatte, "in der die eine Kirche der anderen abspricht, 'Kirche im eigentlichen Sinn' zu sein", führe in die Irre. Denn nicht die Kirchen sprächen sich wechselseitig das Kirchesein zu, sondern das mache "der Herr der Kirche, Jesus Christus selbst".

Dem Reformator Martin Luther ging es nach Ansicht des EKD-Vorsitzenden nicht um die Gründung einer neuen Kirche.
Evangelische und katholische Christen teilten die ersten anderthalb Jahrtausende in der Geschichte der Christenheit genauso, wie sie seit der Reformation "wie Zwillinge aneinander gebunden" blieben. Huber wörtlich: "Die evangelische Kirche ist die katholische Kirche, die durch die Reformation hindurchgegangen ist."

Der evangelische Bischof bekräftigte sein Konzept einer "Ökumene der Profile". Dabei müsse die evangelische Seite die "unaufgebbaren theologischen Einsichten der Reformation"
vertreten. Die beiden großen Konfessionen in Deutschland könnten zwei unterschiedliche Missionsstrategien verfolgen, die beide mit dem jeweiligen besonderen Profil verknüpft seien: "Wir Evangelischen wollen und wünschen uns eine starke römisch-katholische Kirche, gerade weil wir evangelisch sind und bleiben wollen."