Zahl armer Kinder in Deutschland auf Höchststand

Wo der Aufschwung nicht ankommt

Die Zahl der armen Kinder in Deutschland hat nach einem Zeitungsbericht ihren Höchststand seit Einführung der Hartz-Gesetze erreicht. Trotz Wirtschaftsaufschwungs, milden Wetters und sinkender Kinderzahl lebten im März 1,93 Millionen Kinder unter 15 Jahren in Familien, die von Arbeitslosengeld II leben, schreibt die "Frankfurter Rundschau" unter Berufung auf eine Untersuchung des Bremer Instituts für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe (BIAJ). Diese wiederum beruht auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA).

 (DR)

Bislang war die Zahl der Kinder, die mit Hartz IV auskommen müssen, mit 1,82 Millionen angegeben worden. Inzwischen lebten fast 17 Prozent der rund 11,5 Millionen Kinder in Deutschland in Armut, heißt es. Der Kölner Armutsforscher Christoph Butterwegge sagte, dass die konjunkturelle Belebung des Arbeitsmarkts "vor allem an den alleinerziehenden Müttern vorbeigeht, weil die Arbeitgeber an deren flexiblem Einsatz zweifeln". Dies bestätige, dass Hartz IV "eine Rutsche in die Armut" sei: "Kinder sind die Hauptleidtragenden."

Anfang August hatten Bonner Wissenschaftler eine Studie vorgelegt, nach der Arbeitslosengeld (ALG) II nicht ausreicht, um Kinder und Jugendliche ausgewogen zu ernähren. Die für über 14-Jährige veranschlagten 3,42 Euro täglich für Essen und Trinken seien viel zu wenig, ermittelte das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) der Universität Bonn. Selbst bei Discountern brauche man im Schnitt 4,68 Euro, um einen Teenager gesund zu ernähren.