Sechs Italiener in Duisburg erschossen - Mafia-Streitigkeiten nicht ausgeschlossen

Blutfehde am Bahnhof

Sechs Italiener sind am frühen Mittwochmorgen in Duisburg einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Die Männer im Alter zwischen 16 und 39 Jahren wurden den Ermittlern zufolge in der Nähe des Hauptbahnhofs mit Kopfschüssen getötet. Zu Berichten, wonach der Tathintergrund eine Mafia-Fehde sein soll, wollte sich die Polizei zunächst nicht äußern. Es werde in alle Richtungen ermittelt, sagte ein Polizeisprecher. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass das Verbrechen im Bereich der Bandenkriminalität anzusiedeln sei.

 (DR)

Nach einem Bericht der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" gehen italienische Ermittler von einer Mafia-Fehde aus. Am frühen Nachmittag (14.00 Uhr) wollten Polizei und Staatsanwaltschaft in Duisburg erste Ermittlungsergebnisse präsentieren. Erkenntnisse erhoffen sich die Ermittler auch von der Auswertung von Bildern einer Videokamera an einem Verwaltungsgebäude in der Nähe des Tatortes.

Von den sechs Männern starben zwei schwer Verletzte auf dem Weg ins Krankenhaus. Die Opfer waren am Mittwoch gegen 2.30 Uhr zum Teil in zwei Fahrzeugen sitzend, zum Teil davor liegend, gefunden worden. Der Tatort liegt in der Nähe eines Drogen- und Rotlichtmilieus.

Bei den beiden Opfer-Fahrzeugen handelte es sich den Angaben zufolge um einen VW Golf mit Pforzheimer Kennzeichen und einen kleinen Lieferwagen aus Duisburg.
Laut "La Repubblica" handelt es sich bei den Opfern um Mafiosi. Die Toten seien Angehörige eines Clans der 'Ndrangheta, wie die Mafia aus der süditalienischen Provinz Kalabrien heißt. Wie das Blatt unter Berufung auf italienische Ermittler und Interpol berichtet, sollen die Toten Opfer einer Blutrache zwischen zwei rivalisierenden 'Ndrangheta-Gruppen sein. Der Besitzer einer Pizzeria, die sich unweit des Tatorts befindet, sei Mitglied eines der beiden Clans gewesen.
Mafia in Deutschland sehr stark
Der Vize-Chef der Polizei der italienischen Provinzhauptstadt Region Calabria, Luigi de Sena, sagte dem Blatt zufolge, es sei das erste Mal, dass es im Ausland zu solch einer offenen Austragung eines Konflikts zwischen konkurrierenden Mafia-Clans gekommen sei. Die 'Ndrangheta sei in Deutschland sehr stark, habe ihre Streitigkeiten aber bislang fernab der Öffentlichkeit ausgetragen, um möglichst unauffällig zu bleiben.

Laut Duisburger Polizei gab es in der Stadt bisher keine Mafia-Aktivitäten. Die Ermittler lösten unmittelbar nach der Tat eine Großfahndung aus. Die Polizei konzentriert sich dabei auf zwei bislang unbekannte Männer. Zeugen hatten zuvor ausgesagt, sie hätten zwei Männer in der Nähe des Tatortes beobachtet. Am Tatort wurden zahlreiche Geschosshülsen gefunden. Die Opfer selbst sollen unbewaffnet gewesen sein.