Scientology in Deutschland

Hintergrund

Scientology wurde 1954 von dem US-amerikanischen Science-Fiction-Autor Lafayette Ronald Hubbard (1911-1986) gegründet.
Der Organisation gehören nach Schätzungen des Bundesamtes für Verfassungsschutz in Deutschland bis zu 6.000 Mitglieder an. Nach eigenen Angaben betreibt Scientology, deren Zentrale sich in den USA befindet, heute 7.000 "Kirchen", Missionen und Gruppen in 156 Ländern mit mehreren Millionen Anhängern. Experten zufolge sollen es jedoch weit weniger als eine Million Sympathisanten sein.

 (DR)

Die Scientology-Organisation wird in Deutschland seit 1997 durch den Verfassungsschutz beobachtet. Grund seien "Anhaltspunkte für Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung", heißt es im Verfassungsschutzbericht 2006. Scientology nutzt unter anderem Hollywood-Stars wie Tom Cruise als Aushängeschild. Die Verfilmung des Hitler-Attentats von 1944 mit Cruise in der Rolle des Widerstandskämpfers Claus Schenk Graf von Stauffenberg sorgt seit Wochen für Debatten in den deutschen Medien.

Scientology wirbt mit "einer Zukunft, in der es Hoffnung und Glück gibt". Nach den Scientology-Lehren ist der Mensch ein Geistwesen ("Thetan"), das von Unreinheiten befreit werden muss. Dazu bietet die streng hierarchisch aufgebaute Organisation eine genau festgelegte Psychotechnik an, die mit zum Teil hohen Kosten verbunden ist. Nach einem Persönlichkeitstest werden als "Therapieangebot" Schulungen angeboten. Aussteiger bezeichneten diese oft als "Gehirnwäsche".

Das Kurssystem kann Weltanschauungsexperten zufolge in psychische und oftmals auch finanzielle Abhängigkeit treiben. Scientology wird von Kritikern als ideologisch-totalitäres System dargestellt, das seine Mitglieder streng überwacht und vor allem profitorientiert ist. Zum Beispiel sollen Mitarbeiter von Firmen Schulungen von Scientology belegt haben. Die Frage, ob die Organisation eher eine Religionsgemeinschaft oder ein Konzern ist, wurde bislang von Gerichten unterschiedlich beurteilt.

Das Menschenbild von Scientology widerspreche dem Demokratieverständnis des Grundgesetzes, erklärte die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin. Es sei auch mit dem christlichen Menschenbild unvereinbar. "Ihre Ideologie ist brutal, rücksichtslos, ausbeuterisch und gefährlich", so die EZW weiter. Daher habe Scientology nicht im Geringsten etwas mit einer Religion oder Kirche gemeinsam.