NRW will Sitzenbleiberquote halbieren

Zu viele Ehrenrunden

Die nordrhein-westfälische Schulministerin Barbara Sommer (CDU) will die Zahl der Sitzenbleiber in den nächsten fünf Jahren halbieren. Im vergangenen Schuljahr hätten 60.000 Schülerinnen und Schüler eine Klasse wiederholen müssen, sagte die Ministerin am Freitag in Düsseldorf vor Journalisten. "Das sind zu viele." Außerdem kündigte sie Maßnahmen gegen Mobbing von Lehrern im Internet an. Der Aufnahme der Schöpfungsgeschichte in den Biologieunterricht, wie sie die hessische Kultusministerin gefordert hatte, erteilte Sommer eine klare Absage.

 (DR)

"Sitzenbleiben ist häufig kein effizientes pädagogisches Instrument", sagte die CDU-Politikerin. Wenn ein Schüler lediglich in einzelnen Fächern Defizite aufweise, sei eine individuelle Förderung sinnvoller. Schulen, die mit erfolgreichen Konzepten ihre Sitzenbleiberquote senken könnten, sollten andere beraten. Auch in der Lehrerfortbildung würden Strategien gegen das Sitzenbleiben thematisiert. Außerdem sollen nach Worten der Ministerin die Schulen künftig ihre Sitzenbleiberquoten veröffentlichen - zunächst freiwillig, später auch verpflichtend.

Das Problemfeld Mobbing gegen Lehrerinnen und Lehrer im Internet hat nach Sommers Ansicht einen Tiefpunkt erreicht. Mit heimlichen Handy-Videoaufnahmen aus Klassenzimmern würden nicht nur Lehrkräfte in herabwürdigender Weise öffentlich vorgeführt und verunglimpft. Auch die Persönlichkeitsrechte der gezeigten Schüler würden verletzt.

Deshalb habe das Schulministerium bei der Bezirksregierung Düsseldorf eine Beschwerdestelle zum Thema Internet-Mobbing für Lehrer, Eltern und Schüler eingerichtet. Sommer sicherte betroffenen Lehrkräften außerdem Rechtsschutz zu. Den Schulen empfahl sie, das Verbot von heimlichen Videoaufnahmen in die Schulordnung aufzunehmen.

Die Forderung ihrer hessischen Amtskollegin Karin Wolff (CDU), die Schöpfungsgeschichte im Biologieunterricht zu behandeln, wies Sommer deutlich zurück. "Das sind zwei Paar Schuhe." Die Schöpfungsgeschichte gehöre in den Religionsunterricht.

Änderungen zum neuen Schuljahr in NRW
Zum neuen Schuljahr, das am kommenden Montag beginnt, gibt es für die Schulen einige Änderungen, auf die Schulministerin Barbara Sommer (CDU) am Freitag hinwies. Dazu gehören unter anderem die Einführung von Kopfnoten, die frühere Einschulung sowie die Aufhebung der Grundschulbezirke.

- Kopfnoten: Das Arbeits- und Sozialverhalten der Schüler wird ab dem nächsten Halbjahreszeugnis mit den Noten "sehr gut", "gut", "befriedigend" oder "unbefriedigend" bewertet und kann auch durch eine ergänzende Beschreibung dokumentiert werden. Außerdem wird besonderes schulisches oder außerschulisches Engagement der Kinder gewürdigt, etwa in der Schülervertretung, bei einer Schülerzeitung oder in der Jugendarbeit.

- Frühere Einschulung: Ab diesem Schuljahr bis 2014 wird der Stichtag für das Einschulungsalter schrittweise vom 30. Juni auf den 31. Dezember vorverlegt. In diesem Jahr sind alle Kinder schulpflichtig, die vor dem 31. Juli sechs Jahre alt wurden.

- Aufhebung der Grundschulbezirke: Von den Herbstferien an können Eltern erstmals ihre Kinder an einer anderen als der wohnortnächsten Grundschule für das Schuljahr 2008/2009 anmelden, ohne eine Begründung dafür angeben zu müssen. Gleichzeitig gibt es einen gesetzlichen Anspruch auf den Besuch der wohnortnächsten Grundschule.

- Zentralabitur: Nachdem es im vergangenen Jahr bereits an den Gymnasien landeseinheitliche Abituraufgaben gab, werden im neuen Schuljahr auch an den Weiterbildungskollegs und den Waldorfschulen zentrale Abiturprüfungen eingeführt.

- Rechtschreibreform: Mit Beginn des neuen Schuljahres endet die Übergangsfrist der Rechtschreibreform bei der Korrektur und Fehlerbewertung von Schülerarbeiten. Veraltete Schreibweisen werden künftig als Fehler bewertet.