Liborius-Reliquien wieder in der Krypta

Liborifest in Paderborn

In Paderborn ist am Dienstag das Libori-Triduum zu Ende gegangen. Gut 2.500 Gläubige und zahlreiche Bischöfe aus aller Welt nahmen am Festgottesdienst mit Erzbischof Hans-Josef Becker im Dom teil. Anschließend wurde der goldene Schrein mit den Gebeinen des heiligen Liborius (348-397) in einer feierlichen Prozession über den Domplatz getragen. Am Wegesrand standen zahlreiche Kinder, die Erzbischof Becker segnete. Zum Schluss wurden die Reliquien in die Krypta gebracht.

 (DR)

Es ertönte der von einem Bläserchor geblasene traditionelle Libori-Tusch. Die Reliquie war zu Beginn des Liborifestes am Samstag in einer ähnlichen Zeremonie erhoben und drei Tage auf dem Hochaltar ausgestellt worden. Hier steht nun bis Sonntag eine Silberbüste, die ebenfalls Reliquien enthält. Der Abschluss des Triduums, der dreitägigen Aufstellung des Schreins, markiert die Halbzeit beim Liborifest. Das Patronatsfest steht in diesem Jahr unter dem Motto "Liborius - Helfer der Kranken".

Kirmes und Krammarkt
Noch bis Sonntag stehen zahlreiche Festgottesdienste für verschiedene kirchliche Gruppen auf dem Programm. Daneben gibt es in der Stadt Begegnungs- und Informationsveranstaltungen der Kirche, einen Pott- und Krammarkt sowie eine Kirmes. Das Liborifest ist bundesweit eines der größten und ältesten Volksfeste. Es geht auf das Jahr 836 zurück. Damals schenkte das französische Bistum Le Mans dem noch jungen Bistum Paderborn die Reliquien seines einstigen Bischofs. Die damals begründete Städtepartnerschaft zwischen Paderborn und Le Mans gilt als älteste der Welt. Das am Samstag eröffnete Patronatsfest des Erzbistums Paderborn steht in diesem Jahr unter dem Motto "Liborius - Helfer der Kranken".

Bischof kritisiert leistungsfixierte Gesellschaft
Am Dienstag hatte der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen eine Fixierung der Gesellschaft auf Leistung und Jugend kritisiert. Der kranke Mensch offenbare, dass die "oberflächlichen Ideale einer Spaßgesellschaft bestenfalls ein ganz kleines Segment der ganzen Wirklichkeit sind", sagte er in einem Gottesdienst zum Liborifest im Paderborner Dom. Christen müssten sich weigern, alles nur unter dem Aspekt käuflicher Ware zu sehen.

Gottesdienst und Nächstenliebe bedingten einander, so Algermissen. Ohne konsequente Caritas bleibe auch die festlichste Liturgie leere Hülle. Doch auch die Umkehrung habe Gültigkeit.

Caritas ohne Rückbindung an Jesusnachfolge und Gottesdienst werde zum leeren Management. Liturgie müsse notwendiger Weise übergehen in eine Haltung des Dienens und der Anteilnahme am Leben der Menschen. "Das Christentum verliert an Kraft, wenn es Nächstenliebe nicht mehr vom Glauben und von Jesus Christus her zu motivieren weiß", so der Bischof.

Elisabeth und Liborius beispielhaft
Als beispielhaft nannte er die Heiligen Elisabeth von Thüringen und Liborius, deren Christusfrömmigkeit Quellgrund ihrer Menschenfreundlichkeit gewesen sei. Die Entschiedenheit, mit der beide "den Weg der Christusnachfolge ernst nahmen, ist eine deutliche Anfrage an das Christentum und die Gesellschaft heute", sagte Algermissen.

An dem Gottesdienst nahmen auch Kurienbischof Josef Clemens, Erzbischof Marin Barisic aus der kroatischen Diözese Split-Makarska, Bischof Dieter Stöckler, Oberhirte des argentinischen Bistums Quilmes, sowie der Paderborner Weihbischof Karl-Heinz Wiesemann teil. Das Liborifest dauert bis Sonntag.
Gefeiert wird mit zahlreichen Gottesdiensten, Info- und Kulturveranstaltungen und einer großen Kirmes. Es werden rund eine Million Besucher in Paderborn erwartet.

Liborius-Medaille: Alle fünf Jahre
Mit der Liborius-Medaille - in diesem Jahr ging sie an den luxemburgischen Ministerpräsidenten Jean-Claude Juncker - ehrt das Bistum alle fünf Jahre bedeutende Persönlichkeiten, die sich auf christlicher Grundlage um die friedliche Einheit Europas verdient gemacht haben. Becker lobte Junckers "Mut, seine Beharrlichkeit und sein Vertrauen in die europäische Idee". Sie machten ihn zu einem "glaubwürdigen, politischen Gesprächspartner, der immer wieder nationale Interessen mit integrationspolitischen europäischen Visionen zu verknüpfen weiß".

Die Medaille wurde 1977 vom damaligen Paderborner Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt gestiftet. Anlass waren die ersten Direktwahlen zum Europäischen Parlament. Zuletzt war sie vor fünf Jahren Otto von Habsburg verliehen worden.