Deutsche Welthungerhilfe ändert Afghanistan-Strategie

Dialog mit den Taliban?

Die Deutsche Welthungerhilfe (DWHH) will angesichts der verschärften Sicherheitslage in Afghanistan ihre Unabhängigkeit und Neutralität stärker herausstellen. Die DWHH-Vorsitzende, Ingeborg Schäuble, sagte am Samstag im "Interview der Woche" des Südwestrundfunks (SWR), die Hilfsorganisation habe festgestellt, dass sie zu sehr in einem Topf geworfen werde mit der staatlichen Entwicklungshilfe und mit der Politik der Regierung in Kabul. Künftig setze sie stärker darauf, mit Warlords und gemäßigten Taliban zu sprechen, also mit den Verantwortlichen vor Ort, betonte Schäuble.

 (DR)

Das tue die DWHH auch in Afrika, etwa in der sudanesischen Provinz Darfur, um ihre Mitarbeiter zu schützen. Außerdem würden die Mitarbeiter in Sicherheitsfragen geschult, um zu wissen, wie sie sich im Notfall verhalten sollen.

Die Lage in Afghanistan sei «ziemlich düster», klagte Schäuble, «weil die Menschen langsam verzweifeln.» Zwar gebe es einen Boom in der Hauptstadt Kabul und in den großen Städten. Aber auf dem Land habe sich nicht viel getan. Die Bauern klagten darüber, dass alles zerstört sei und versuchten mit Mohnanbau zu Geld zu kommen. Die versprochenen Hilfsgelder kämen nicht an, habe sie im Gespräch mit afghanischen Bauern erfahren. «Die Menschen sind unzufrieden und werden deswegen natürlich auch Opfer von Propaganda. Deswegen sind wir relativ pessimistisch.» Die DWHH schließe aber ihre laufenden Projekte ab und arbeite da weiter, wo ausreichend Sicherheit bestehe.