Magdeburgs Bischof Gerhard Feige zum Vatikan-Kirchen-Papier

"Wieder Salz in eine offene Wunde gestreut"

Mit der jüngsten Erklärung des Vatikans zum Kirchenverständnis ist nach Ansicht des katholischen Bischofs Gerhard Feige (Magdeburg) "wieder Salz in eine offene Wunde gestreut worden".
Warum dies "schon wieder und gerade jetzt" geschehe, bleibe auch ihm verborgen, schreibt Feige in einem Offenen Brief in der in Leipzig erscheinenden katholischen Wochenzeitung "Tag des Herrn".

 (DR)

"Grundsätzliche ökumenische Öffnung wurde nichtzurückgenommen"
Der Vatikan hatte am 10. Juli ein Dokument veröffentlicht, in dem sich die katholische Kirche erneut von den Protestanten abgrenzt. Nur in der katholischen Kirche bestehe die von Jesus Christus begründete Kirche weiter, betont die Glaubenskongregation in fünf "Antworten auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über die Kirche". Den evangelischen Christen wird darin der Status einer Kirche verwehrt.

Bischof Feige verwies darauf, dass die grundsätzliche ökumenische Öffnung der katholischen Kirche nicht zurückgenommen wurde. Die katholische Kirche vertrete nicht mehr die Meinung, dass die anderen zu ihr zurückzukehren hätten, so Feige. Sie teile aber auch nicht die Vorstellung, "dass die wahre Kirche nur unsichtbar oder aber eine gewisse Summe von Konfessionen sei".

Diese Auffassung werde von manchen evangelischen Theologen allerdings "mit erstaunlich unfehlbarer Gewissheit" vertreten. Der Abstand in der Verständigung scheine inzwischen wieder größer geworden zu sein, so Feige. Er verhehle nicht, dass ihn "manche evangelischen Profilierungsbestrebungen in Deutschland mit deutlich antikatholischen Abgrenzungen befremden".