Benediktiner-Abtprimas Notker Wolf im domradio-Interview

"Der Bürger ist selber verantwortlich"

Wolf erklärt im domradio seine Teilnahme an einer Arbeitgeber-PR-Initiative.

Notker Wolf OSB / © Wolfgang Radtke (KNA)
Notker Wolf OSB / © Wolfgang Radtke ( KNA )

Ob SPIEGEL, Süddeutsche oder Frankfurter Allgemeine Zeitung - in dieser Woche warb in den großen Publikationen des Landes eine einseitige Anzeige mit "Arbeit ist lebensnotwendig".  Das Gesicht der Werbung: Notker Wolf, der Abtprimas des Benediktinerordens. domradio wollte wissen, wie der Kirchenmann dazu kam, die Arbeitgeber-Initiative zu unterstützen.

"Wichtig, die Eigenverantwortung der Menschen zu stärken""Mir war nicht bewusst, dass die Anzeige so stark in allen großen Zeitungen herauskommt." Mit einer so großen Medienpräsenz hatte der oberste Repräsentant der Benediktiner nicht gerechnet - hinter dem Inhalt der Anzeigenkampagne steht er dennoch voll und ganz. "Es ist wichtig, die Eigenverantwortung der Menschen zu stärken." Im Tun erfahre der Mensch positive Selbstverwirklichung. Ohne Arbeit könne der Mensch nicht sein Selbstwertgefühl entfalten. "Arbeit schafft Zufriedenheit - ohne Beschäftigung entsteht Frust."

Die Menschen seien selber verantwortlich. "Man kann nicht immer darauf warten, dass der Staat Arbeit schafft." Die Illusion der Vollbeschäftigung - Verhältnisse wie in der DDR - könne sich heute wohl niemand mehr wünschen, so Wolf im domradio-Gespräch.

Ob er sich darüber im Klaren sei, als Ordensmann die Kampagne einer Initiative zu unterstützen, die sich gegen Kündigungsschutz engagiert? Durchaus: "Inzwischen ist bekannt, dass Kündigungsschutz auch Arbeitsplätze verhindert. Wenn ich als Arbeitgeber keinen Arbeiter mehr entlassen kann in Zeiten der Not, dann stelle ich in anderen Zeiten auch keinen anderen mehr ein."

Weltweiter Sprecher eines der ältesten Ordens der Christenheit
Nokter Wolf ist seit sieben Jahren der neunte Abtprimas und damit oberster Repräsentant der Benediktiner. Damit ist er weltweiter Sprecher eines der ältesten Ordens der Christenheit mit 7.500 Mönchen und 17.100 Nonnen.

Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) ist eine im Jahr 2000 vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall gegründete sowie von weiteren Wirtschaftsverbänden und Unternehmen getragene PR-Agentur, mit dem Ziel, die Bevölkerung von neoliberaler Reformpolitik zu überzeugen.