Domvikar Overbeck zum Weihbischof von Münster ernannt

"Menschen zeigen, wo es zu Gott geht"

Franz-Josef Overbeck (43), Domvikar in Münster, wird neuer Weihbischof für das Bistum Münster. Die Ernennung durch Papst Benedikt XVI. wurde am Mittwoch zeitgleich in Rom und Münster bekannt gegeben. Der Leiter des diözesanen Instituts für Diakonat und pastorale Dienste (IDP) wird Nachfolger von Weihbischof Friedrich Ostermann (75). Der Regionalbischof der Region Münster-Warendorf scheidet aus Altersgründen aus dem Amt aus. Der Termin der Weihe Overbecks, der in der ersten Septemberhälfte liegen soll, werde in den nächsten Tagen bekannt gegeben.

 (DR)

Das haben nur wenige Geistliche erlebt: vom selben Mann zum Priester geweiht und zum Bischof ernannt worden zu sein. Domvikar Franz-Josef Overbeck ist stolz, dass er dazu gehört. Am 10. Oktober 1989 weihte Kardinal Joseph Ratzinger ihn in Rom zum Priester für die Diözese Münster. Am Mittwoch hat Papst Benedikt XVI. den gebürtigen Marler zum Weihbischof für das westfälische Bistum ernannt.

Der 43-Jährige wird als Nachfolger von Weihbischof Friedrich Ostermann, der mit 75 Jahren ausscheidet, in der Region Münster-Warendorf für 364.000 Katholiken zuständig sein. "Ich habe bewegt und sehr gerne Ja gesagt", erklärt der blonde Westfale mit strahlendem Lächeln, nachdem Bischof Reinhard Lettmann ihn im Bischofshaus mit herzlichen Worten vorgestellt hat. Seine wichtigste Aufgabe werde es sein, so Overbeck, den Menschen zu zeigen, "wo es zu Gott geht". Viele hätten nur noch eine vage Vorstellung, wer Christus wirklich sei, meint der Priester, der von seiner Ernennung vergangene Woche im Korfu-Urlaub erfuhr.

Bislang leitet der promovierte Theologe, der sechs Jahre in Rom studiert und im deutschsprachigen Priesterkolleg Germanicum gewohnt hat, das Institut für Diakonat und pastorale Dienste
(IDP) im Bistum. Die Einrichtung ist für die Aus- und Fortbildung von derzeit 50 werdenden Pastoralreferenten und 42 künftigen ständigen Diakonen zuständig. Bei der Feier zum 50-jährigen IDP-Bestehen kürzlich unterstrich Overbeck, die Seelsorger sollten in ihrer Arbeit zu einem Profil kommen, das dem missionarischen Auftrag der Kirche gerecht werde.

Eigene pastorale Erfahrungen sammelte der designierte Weihbischof, der das Leitwort "Magnificat anima mea" (Meine Seele macht groß den Herrn) gewählt hat, in seiner Kaplanszeit von 1990 bis 1994 in Haltern. Es folgte die Ernennung zum Domvikar in Münster und zum Leiter des dortigen Studentenhauses am Breul.
1999 promovierte Overbeck, den Beobachter gern als Intellektuellen bezeichnen, mit einer Arbeit zur "Anthropologie und Trinitätstheologie Wolfhart Pannenbergs". Seit 2002 ist er auch geistlicher Direktor der jesuitisch geprägten Gemeinschaft christlichen Lebens (GCL).

Dass ein geistliches Leben nicht einfach zu führen ist und Disziplin erfordert, weiß der jugendlich wirkende Priester, der zugleich zum Domkapitular ernannt wurde, aus eigener Erfahrung.
Ein Mal im Monat hält er Einkehrtag im Benediktinerkloster Gerleve. In der IDP-Ausbildung war es ihm stets wichtig, "Hilfen zu einem geistlichen Leben" zu geben. Das dürfte auch sein Amt als Weihbischof prägen. "Es stellt für mich einen Dienst dar, der klar und deutlich macht, worum es im Evangelium geht: den Menschen Gott zu bringen und sich von ihm beschenken zu lassen."

Wie schwierig Glaubensweitergabe in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft sein kann, weiß Overbeck, der für klare Worte und realistische Analysen bekannt ist. Die Zusammenlegung von Gemeinden und Bildungseinrichtungen im Bistum wegen sinkender Katholikenzahlen hat er im IDP aus der Nähe mitbekommen. Neben der Theologie und Katechese liegt ihm eine "kritische Zeitgenossenschaft" am Herzen. Er moniert zum Beispiel, dass die Globalisierung die Gesellschaft zu stark zur Wirtschaftlichkeit zwinge.

Bei der Verteilung von Gütern und Arbeit müsse auch der Glauben eine Rolle spielen, so der Theologe. Als Weihbischof will Overbeck sich konkret zum Beispiel um Arbeitslose kümmern. Er möchte sie unterstützen, aber auch fordern, kündigte er an. Er will denen ins Gewissen reden, "die nicht selbst Verantwortung übernehmen, sondern sich auf die Allgemeinheit verlassen."

Der genaue Termin für die Bischofsweihe steht noch nicht fest.
Anfang September dürfte es so weit sein, kündigte Lettmann an. Ob Overbeck dann noch freie Zeit für Studien und Konzertbesuche findet, für regelmäßige Joggingrunden um den Aasee und Treffen mit Familie und Freunden, wird sich zeigen. Er hat es sich fest vorgenommen. Der Samstagabend jedenfalls bleibt "heilig", sagt er. Dann lässt der Geistliche in Ruhe die Woche Revue passieren.