Hintergrund: Politik, Wirtschaft und Gesellschaft verabschieden Nationalen Integrationsplan

Umfangreiches Programm für eine bessere Integration

Auf dem zweiten Integrationsgipfel im Kanzleramt ist am Donnerstag ein Nationaler Integrationsplan präsentiert worden. Seine Erarbeitung wurde auf dem ersten Gipfel vor einem Jahr vereinbart. An der Zusammenstellung des Plans waren zehn Arbeitsgruppen mit knapp 370 Teilnehmern jeweils unter Leitung eines Bundesministeriums beteiligt. domradio fasst wichtige Aspekte aus dem 200-seitigen Papier zusammen:

 (DR)

- Bundesregierung: Der Bund sichert 150 Maßnahmen für eine bessere Integration zu. Zu den Vorhaben zählt unter anderem die Ausweitung der Integrationskurse. Statt 600 soll es 900 Stunden Unterricht geben, der auf Gruppen wie Mütter, Analphabeten oder Jugendliche zugeschnitten wird. Zudem soll die Sprachförderung für Migranten weiter unterstützt werden. Wirtschaft und Regierung wollen gemeinsam den "Ausbildungspakt" intensivieren, um Bildung und Ausbildung junger Migranten zu fördern. Es soll zudem eine Onlineberatung für Frauen geben, die von häuslicher Gewalt betroffen sind.

- Länder: Die Länder wollen vor der Einschulung den Sprachstand von Kindern feststellen, einige tun dies bereits. Sie verpflichten sich, in den kommenden fünf Jahren Fortbildungen für Lehrer anzubieten, damit diese Sprachdefiziten von Schülern besser begegnen können. Die Schulabbrecherquote soll im gleichen Zeitraum deutlich gesenkt werden. Das Gesundheitssystem soll "interkulturell geöffnet", "kultursensible Arbeitsweisen" in Altenheimen und der Pflege gefördert werden.

- Kommunen: Die Kommunen wollen den Anteil von Migranten in der Verwaltung erhöhen. Außerdem soll bürgerschaftliches Engagement "von, mit und für Migranten" gefördert werden, ebenso Netzwerke gegen Extremismus und für Toleranz.

- Organisationen: Die Türkische Gemeinde in Deutschland organisiert eine Bildungsoffensive für Eltern türkischer Herkunft, damit diese sich stärker für die Bildung ihrer Kinder einsetzen. 100 Bildungsbotschafter der Türkischen Gemeinde sollen dafür überall im Land qualifiziert werden. Andere Verbände planen Informationskampagnen zu Integration und Frauenrechten und bieten Polizei und sozialen Einrichtungen ihre Dienste als Kulturmittler an.

- Wirtschaft und Gewerkschaften: Die Industrie- und Handelskammern werben bei Unternehmen für die Einstellung von Migranten, die Arbeitsgeberverbände unterstützen die "Charta der Vielfalt" für Toleranz und die Förderung von ausländischen Mitarbeitern in Unternehmen. Die Gewerkschaften setzen sich für einen besseren Zugang von Jugendlichen mit Migrationshintergrund ins Bildungssystem ein.

- Wohlfahrtsorganisationen: Der deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband richtet ein Forum für Migranten ein. Das Rote Kreuz entwickelt Pilotprojekte zur ehrenamtlichen Mitarbeit von Migranten.