Islamischer Dachverband weist Kritik an Moscheebau zurück - Vorwürfe an Kardinal Meisner und Giordano

Domtürme und Minarette

Der islamische Dachverband DITIB hat sein Vorhaben eines repräsentativen Moscheebaus in Köln bekräftigt. Die Größe des Baus mit Kuppel und zwei Minaretten im Stadtteil Ehrenfeld sei notwendig, erklärte die Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion in Deutschland am Donnerstag in Köln. Es handle sich bei der geplanten Moschee "nicht um ein Machtsymbol, sondern um ein Zeichen für die Präsenz von Muslimen in dieser Gesellschaft". Gleichzeitig kritisierte der Verband Kardinal Meisner und den Schriftsteller Giordano. Deren Äußerungen ließen ein "Zerrbild der Muslime entstehen".

 (DR)

Mit dem repräsentativen Entwurf des Architekten Paul Böhm folge die DITIB einem Wunsch des Stadtrates. Die Organisation der türkischen Regierung verwies auf eine Umfrage des "Kölner Stadt-Anzeiger", die am Mittwoch veröffentlicht worden war. Demnach halten zwei Drittel der Kölner den Bau generell für richtig. Im Stadtteil Ehrenfeld sprach sich sogar jeder Zweite für den Bau aus. Allerdings lehnte ein Drittel der Kölner ein Umsetzung der Moschee in der geplanten Größe ab, ein Viertel bindet seine Zustimmung an einen verkleinerten Entwurf.

Kritik an Meisner und Giordano
Die DITIB beklagte, ablehnende Äußerungen einzelner Persönlichkeit wie die des Publizisten Ralph Giordano und des Kölner Kardinals Joachim Meisner ließen ein Zerrbild der Muslime entstehen. Die Organisation warb für einen interreligiösen und interkulturellen Dialog.

Meisner: Muslime sollen sich für Kirchen in Türkei einsetzen
In der Debatte hatte Kardinal Joachim Meisner am Mittwoch an die Muslime in Deutschland appelliert, sich auch in ihren Heimatländern für freie Religionsausübung und die Rechte von Christen einzusetzen. Die Muslime hätten das Recht, ihre Religion in der Bundesrepublik im Rahmen der Gesetze auszuüben, sagte der Kölner Erzbischof am Mittwoch im Deutschlandfunk. Notwendig seien aber Transparenz sowie die Treue zu deutschen Gesetzen und der Verfassung.

Meisner äußerte zugleich Verständnis für ein gewisses Misstrauen gegenüber den Moschee-Plänen. Er selber empfinde ein "ungutes Gefühl" angesichts des "Kulturbruchs", der sich durch die starke Einwanderung von Muslimen zeige. Aus traditioneller islamischer Sicht seien Versuche, dem islamischen Recht der Scharia schrittweise immer mehr Raum zu verschaffen, zwar "ganz legitim und verständlich", die Deutschen müssten ihren muslimischen Mitbürgern jedoch deutlich machen, dass das mit Blick auf die Verfassung und den inneren Frieden der Gesellschaft nicht möglich sei. "Wir müssen wirklich wachsam bleiben, dass die Terrains, die man hier muslimischen Mitbürgern zur Verfügung stellt, nicht Territorien werden, auf denen sich die Scharia immer mehr entfaltet."

Die massiven Proteste gegen den Moscheebau in Köln führte der Kardinal auch auf das Verhalten der Muslime zurück. "Könnte die Ablehnung nicht daran liegen, dass zum Beispiel Muslime, die bei uns hier in Köln Christen werden, sich in ihrem Leben durch ihre Glaubensgenossen bedroht fühlen", fragte er. Es stelle sich auch die Frage, warum die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib), die die große Moschee in Köln bauen will, nicht zu Gunsten der Christen in der Türkei eintrete, denen permanent der Bau von kleinen Kirchen verboten werde. Misstrauen wecke auch, dass es von muslimischer Seite in Deutschland kaum Proteste gebe, wenn Christen in vorwiegend muslimischen Ländern verfolgt oder getötet würden.

Meisner kündigte an, dass auch die katholische Kirche ihr Positionspapier zum Verhältnis zum Islam erneuern werde. Zwischen evangelischer Kirche und Muslimen hatte es zuletzt heftige Debatten über das von der Kirche neu formulierte Papier über das gegenseitige Verhältnis gegeben. Darin werden Konflikte mit dem Islam deutlicher benannt als in früheren Stellungnahmen. Die Muslime bezeichneten diese Handreichung als Dokument der Abgrenzung.

Schramma: Bedenken sollten ernst genommen werden
Der Kölner Oberbürgermeister Schramma hatte am Vortag geäußert, die Ditib sei gut beraten, "die Bedenken vieler Bürger bezüglich der Größenordnung der Moschee ernst zu nehmen. Sie sollte deshalb auf die Leute zugehen, um eine höhere Akzeptanz für das Vorhaben zu erreichen", so Schramma.

Schramma verwies auf die repräsentative Umfrage, wonach eine klare Mehrheit den Bau einer Moschee prinzipiell befürworte, allerdings die bislang geplanten Größe ablehne. Er sei "froh, dass es eine grundsätzliche Bejahung des Moscheebaus gibt". Dieser sei notwendig, damit die Muslime ihre Religion dort in angemessenem Rahmen ausüben können. Es gebe aber auch "eine differenzierte Meinung zur Architektur und den Dimensionen". Schramma sagte, die Ditib sei deswegen am Zug: "Je mehr hier die Bereitschaft zu einer verträglichen, aber auch anspruchsvollen Lösung vorhanden ist, um so eher wird diese Frage für alle zufrieden stellend gelöst werden."

Nach den ursprünglichen Plänen sollte der Moscheebau im Stadtteil Ehrenfeld viergeschossig werden. Die gegenwärtigen Baupläne sehen einen fünfgeschossigen Bau mit einer knapp 35 Meter hohen Kuppel und zwei 55 Meter hohen Minaretten vor. Laut einer am Mittwoch veröffentlichten repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Omniquest im Auftrag des "Kölner Stadt-Anzeigers" lehnt eine Mehrheit der Kölner (58 Prozent) den Bau in der geplanten Größe ab. Grundsätzlich befürworten aber mehr als 70 Prozent der Kölner die Errichtung islamischer Gotteshäuser.