Beauftragter der Bischofskonferenz für interreligiösen Dialog fordert Christen und Muslime zur Rücksichtnahme auf

Entkrampfung nötig

Vor dem Integrationsgipfel am Donnerstag hat der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für den interreligiösen Dialog, Weihbischof Hans-Jochen Jaschke, Muslime und Christen zu gegenseitiger Rücksichtnahme aufgefordert. Parallelgesellschaften dürfe es nicht geben, betonte der Hamburger Weihbischof in der "Berliner Zeitung" vom Dienstag. Zugleich betonte der katholische Theologe, die größeren islamischen Verbände zeigten sehr viel Bereitschaft, sich zu integrieren. Auch Christen müssten dazu beitragen, dass sich das Verhältnis "entkrampft".

Weihbischof Hans-Jochen Jaschke (DBK)
Weihbischof Hans-Jochen Jaschke / ( DBK )

Zu einer möglichen Gleichstellung des Islam mit dem Christentum sagte Jaschke, die Muslime seien in diesem Punkt noch auf einem langen Weg. Bei einer Körperschaft des Öffentlichen Rechts gehe es um eindeutige Mitgliedschaft und eine greifbare Verfassung.

Deutschland sei eine offene Gesellschaft mit Rechten für jeden Menschen und alle Gruppe, so Jaschke weiter. Zugleich müsse aber die "gewachsene Kultur" erhalten werden. Dazu gehörten der Sonntag und die Feiertage, Kirchen mit Glockengeläut und Religion in den Medien: "Ein öffentlicher Muezzin-Ruf passt nicht in unsere Gesellschaft", so Jaschke.

Kirche erwartet Kompromiss bei Kölner Moschee-Streit
Im Streit um die geplante Moschee in Köln rechnet der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz für den interreligiösen Dialog, Hans-Jochen Jaschke, mit einem Kompromiss. Die Muslime hätten das Recht, Moscheen zu bauen, sagte der Hamburger Weihbischof der "Berliner Zeitung" (Dienstag). Dieses Recht müsse aber mit Fingerspitzengefühl wahrgenommen werden. Skeptisch äußerte er sich in der Frage einer rechtlichen Gleichstellung des Islam in Deutschland.

Wenn ein Moscheebau in Konkurrenz zu christlichen Kirchen trete und ein Gebiet "durch Kraft und Größe beherrscht", müsse man das kritisch sehen, so Jaschke. Moscheen würden auch mit Geld "von außen" finanziert. "Es wird wohl mit einem Kompromiss enden." Die umstrittene Moschee soll im Kölner Stadtteil Ehrenfeld entstehen. Vorgesehen sind 55 Meter hohe Minarette. Bauherr ist die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib), ein der türkischen Regierung nahe stehender Moscheeverband.

"Muslime auf einem langen Weg"
Einen Körperschaftsstatus für den Islam und damit eine Gleichstellung mit den Kirchen halte er "jetzt noch nicht für angebracht", unterstrich der Weihbischof. Zwar solle jeder seinen Glauben ohne Benachteiligung ausüben können. Doch bei einer Körperschaft des öffentlichen Rechts gehe es um eindeutige Mitgliedschaft und eine greifbare Verfassung. "Da sind Muslime noch auf einem langen Weg." Nur rund 15 Prozent der in Deutschland lebenden islamischen Gläubigen seien organisiert.