Friedensforscher im domradio: Es gibt nur einen Ausweg

Das Irak-Dilemma

Die Lage im Irak bleibt verheerend: Bei einer Serie von Selbstmordanschlägen kamen am Wochenende fast 200 Menschen ums Leben. Die US-Regierung um Präsident George W. Bush gerät innenpolitisch zunehmend unter Druck. Auch letzte Verbündete fordern inzwischen einen Truppenabzug. Nur so ist Frieden möglich - und zugleich unmöglich, glaubt Hans J. Gießmann. Im domradio-Interview erklärt der Friedensforscher das Irak-Dilemma.

 (DR)

"Das Koordinatensystem von Strömungen im Irak ist dermaßen unübersichtlich geworden: Wir haben religiöse Spaltungen zwischen Schiiten und Sunniten, ethnische Feindschaften zwischen Kurden, arabischen und iranischen Gruppen sowie politische Widerstände zwischen regierungsnahen und -fremden Gruppen. Hinzu kommt die Feindlichkeit, die durch die westliche Besatzung entstanden ist. Die Anschläge richten sich wahlweise entlang dieser Frontlinien."

"Die Truppen abzuziehen ist die einzige Erfolg verheißende Lösung für das Land. Aber sie noch nicht möglich. Das Land würde in ein Chaos absinken", warnt der Wissenschaftler vom Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik. Der einzig mögliche Ausweg aus dem Dilemma für Gießmann: Die Legitimation der Regierung müsse erhöht werden. Außerdem benötige der Irak mehr und besser ausgebildete Polizisten und Streitkräfte.